Doch kein Putsch gegen Piëch

Die Abwahl des VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch ist wegen fehlender Mehrheit unwahrscheinlich. Kritiker vermuten beim Porsche-Anteilseigner Interessenkonflikte

FRANKFURT/MAIN ap/taz ■ Trotz der jüngsten Umsturzgerüchte muss Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch offenbar nicht um seinen Posten bangen. Wie die Nachrichtenmagazine Spiegel und Focus am Wochenende meldeten, stehen die zehn Arbeitnehmervertreter in dem 20-köpfigen Gremium geschlossen hinter Piëch.

Der Aufsichtsratschef war wegen des Einstiegs von Porsche bei VW unter Druck geraten, weil er Anteilseigner des Sportwagenherstellers und Miteigentümer der Porsche-Holding ist, die in Österreich und Osteuropa die Rechte am Vertrieb von VW-Fahrzeugen hält.

Medienberichten zufolge wollen Kritiker – angeblich allen voran der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) – Piëch wegen des vermuteten Interessenkonflikts von seinem Posten verdrängen. Durch den Einstieg Porsches sinkt der Einfluss des Landes Niedersachsen – und Wulffs Macht.

Piëch selbst will bis zum Auslaufen seines Vertrages Ende 2007 Chef des Kontrollgremiums bleiben. „In meiner Karriere haben schon einige versucht, mich rauszudrängen“, sagte er dem Spiegel. „Es ist noch keinem gelungen.“

Der Sportwagenhersteller Porsche hatte angekündigt, noch im Oktober seinen Anteil an den VW-Stammaktien auf 18,53 Prozent zu erhöhen. Nach eigenen Angaben hält Porsche auf weitere 3,4 Prozent eine Option. Damit würde Porsche vom Land Niedersachsen die Rolle als größter Anteilseigner von VW übernehmen. Piëchs Kritiker befürchten, dass Porsche damit de facto die Kontrolle über VW erhält. Ministerpräsident Wulff und andere Mitglieder des Gremiums hatten angeblich erfolglos versucht, DaimlerChrysler dazu zu bewegen, einen ausgleichenden Anteil an dem Wolfsburger Konzern zu übernehmen. Porsche wird in Zukunft 3 der 20 Sitze im VW-Aufsichtsrat beanspruchen – den Piëchs nicht mit eingerechnet.

Unterdessen gab VW am Sonntag deutlich gestiegene Absatzzahlen für September bekannt: Demnach wurden mit 290.000 Fahrzeugen weltweit 3,5 Prozent mehr Autos ausgeliefert als noch im Vorjahr. In Deutschland zog der Absatz im September sogar um 8,7 Prozent auf 50.500 Fahrzeuge an. TA