Jeder Jeck im TV

Bisher konnte man mit Regionalfernsehen in NRW hauptsächlich Geld verlieren. Mit dem Start von Center TV kommt nun Bewegung in den Markt

VON FRANK ÜBERALL

„Heimatfernsehen im besten Sinne“ nennt Andre Zalbertus das, was ab dem heutigen Montagmorgen zunächst in Köln über den Bildschirm flimmern wird. Sein Ziel ist es, später in allen Großstädten von Nordrhein-Westfalen Fuß zu fassen. Der Markt für privates Regionalfernsehen im größten Bundesland gerät damit nach einer langen Durststrecke wieder in Bewegung.

Mit tv.nrw wurde der erste regionale TV-Sender erst kürzlich virtuell begraben. Vorerst: Ende 2000 war er als regionaler Sender gestartet, zum Schluss glich er in weiten Teilen nur noch einer Abspielstation für Spiel-, Astro- und Kochshows. Jetzt haben sich die Zeitungsverlage aus dem Minusgeschäft verabschiedet, ein neuer Eigentümer bastelt angeblich an einem neuen Programm.

Vielleicht kam tv.nrw auch einfach nur zur Unzeit. Denn das frühere Landesmediengesetz erlaubte kein Ballungsraum-Fernsehen, sondern nur ein landesweites Programm. Dass ein solches schwierig umzusetzen ist, zeigt ein Blick auf die öffentlich-rechtliche Konkurrenz: Die Quotenbringer des WDR sind vor allem die „Lokalzeiten“, die aus neun verschiedenen Studios senden. Seit 2002 aber ist Stadtfernsehen auch für Private erlaubt, sodass Zalbertus genug Zeit zum Warmlaufen hatte.

Mit seiner Produktionsfirma AZ Media hatte er in den letzten Jahren nicht nur Fensterprogramme von RTL professionell bespielt, sondern auch digitale Studios eingerichtet – immer auf der Suche nach einer günstigen Variante für einen Regionalsender. Dazu gehörte auch die Ausbildung von Videojockeys, jenen Allround-Journalistentechnikern, die mit Digitalkamera und Laptop ihre Filme selbst produzieren. Im neuen Programm werden diese VJs stündliche Nachrichten, aber auch aktuelle Reportagen bestücken.

Weitere Pfeiler von Center TV sind Live-Schalten aus der Stadt und die Kooperation mit Vereinen und Institutionen. Geplant sind Übertragungen aus den Bereichen Sport, Kirche und Vereinsleben. „Jeder Zuschauer muss mindestens einmal im Jahr im Programm zu sehen sein“, schärfte Zalbertus seinem Team ein.

Wenn Center TV im nächsten Jahr auch seine Lizenz für Düsseldorf nutzt, dürfte der NRW-Markt an Fahrt gewinnen. So steht TV.Berlin mit dem Ableger Rhein-Ruhr TV in den Startlöchern. Westmünsterland TV macht bereits ein Regionalprogramm, in Duisburg gibt es den Stadtsender Studio 47. Vielfalt ist das freilich noch nicht: „Ich finde, dass wir noch nicht die erwünschte Situation auf dem Fernsehmarkt in NRW haben“, räumt der Medienexperte der CDU-Landtagsfraktion, Michael Brinkmeier, ein. In den USA hätten vergleichbare Regionen viel mehr lokale TV-Stationen: „Wenn das bei uns nicht funktioniert, müssen wir noch einmal über die gesetzlichen Rahmenbedingungen nachdenken.“ Der Medienmann der NRW-SPD, Marc Jan Eumann, sieht ebenfalls Chancen im Start von Center TV: „Es ist gut, dass das mit Zalbertus jetzt endlich ein Mann mit Fernseherfahrung in Angriff nimmt. Nun kommt es darauf an, wie sie sich die örtlichen Zeitungsverlage mittelfristig verhalten.“