kabinenpredigt
: Kiontke am Ball

Fußball und Handys – das ist auch so eine Geschichte. Die Deutsche Fußball Liga hat gemeinsam mit Microsoft das Projekt „digitales Handy-Fernsehen“ gestartet – natürlich in Berlin, das auch schon fürs digitale Hartz-Fernsehen den Piloten spielen durfte: In den armen Gegenden Wedding und Neukölln waren auf einmal die Hausantennen abgeklemmt, und man durfte sich eine teure DV-Box zulegen.

Das musste getoppt werden. Microsoft-Mann Erik Huggers: „Die Live-Übertragungen von Bundesliga-Spielen auf Windows-basierten mobilen Endgeräten durch den wichtigsten Anbieter von Sportrechten in Deutschland ist eine tolle Sache. Auf diese Art und Weise können wir zeigen, welche anscheinend unendlichen Möglichkeiten die Konsumenten künftig durch die digitale Technologie erwarten können.“

Andere wollten sich da nicht die Butter vom Brot nehmen beziehungsweise das Handy aus der Tasche ziehen lassen. So hat Hertha einen Deal mit der Telefonfirma Arcor laufen: Ein Herr Thomas Schauer aus Berlin wurde jetzt als einmillionster Anschlusskunde begrüßt. Als kleines Dankeschön überraschte Arcor den Jubiläumskunden mit einem unvergesslichen Hertha-Tag. Der Hauptsponsor der Berliner lud den Angestellten der Bewag und seine Familie zum Spiel der Herthaner gegen Wolfsburg ins Olympiastadion ein. In der Kabine durfte er sich auf den Platz von Hertha-Star Marcelinho setzen – „mit leuchtenden Augen“ (Hertha-Pressestelle).

Der allerdings hat keinen Grund zum Leuchten: Nicht mal in der Halbzeitpause dürfen sich die Profis wenigstens in der Wiederholung mal eben ihre Tore aus dem laufenden Spiel ansehen. Auf Anfrage teilt der Club mit: Wer beim Telefonieren erwischt wird, während Coach Falko Götz redet, kann mit einer Geldstrafe rechnen, in Höhe von laut Hertha-Sprecher Hans-Georg Felder, „je nach Laune des Trainers!“

Völlig unverständlich: Auf dem Fußballplatz sind Handys noch verboten. Dabei ist es bei den heutigen Möglichkeiten kaum nachzuvollziehen: „Marcello, spiel endlich ab!“ – Sprechfunk böte doch im Fußballspiel gerade für Trainer anscheinend unendliche Möglichkeiten für den Konsumenten.

Jürgen Kiontke