Rausschmiss für einen Kuss

RUMÄNIEN Sashas Fehler: Sie liebt Frauen

BUKAREST taz | Nur wenige Lesben und Schwule haben den Mut, sich öffentlich zu outen – obwohl Homosexualität schon seit den 1990ern nicht mehr strafbar ist. Auch die 28-jährige Sasha wünscht, dass ihr Name nicht in einer Zeitung steht. Obwohl das, was ihr zugestoßen ist, weder ein Thema für die rumänische Presse noch für das sonst so sensationshungrige TV war.

Einzelheiten über ihren Fall erfuhren wir von der Direktorin der Schwulenorganisation „Accept“, Irina Nita. Sie vermittelte auch den Kontakt zu Sasha, die drei Jahre lang im Callcenter einer Bukarester Firma arbeitete. Bis im Frühjahr dieses Jahres. Ein Mitarbeiter hatte beobachtet, wie sie eine Bürokollegin küsste – und meldete dies der Firmenleitung. Die Reaktion war ein Verweis. Sasha protestierte. Es folgten drei weitere Verweise – wegen „Missachtung firmeninterner Verhaltensregeln“. Mit der Begründung „indisziplinäres Verhalten“ erfolgte schließlich der Rausschmiss. Sasha fühlt sich diskriminiert, da ein Kuss heterosexueller Paare innerhalb der Firma keineswegs als anstößig empfunden oder gar geahndet wurde. Im Juni klagte sie. Das Urteil steht noch aus.

„Die Rumänen sind intolerant“, sagt sie verbittert, „und die Homophobie dominiert nach wie vor das rumänische öffentliche Leben.“ WILLIAM TOTOK