NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Der Muff von Barbourjacken

Inspector Barnaby (John Nettles) muss in den Pub. Nicht etwa, weil er es zu Hause nicht mehr aushält, sondern weil es im Umfeld der ländlichen Gaststätte „Maid in Splendour“ einen Mord gab. Jamie Cruickshank, der adrette und allseits beliebte Barmann, wurde vor einer einsamen Hütte im Wald tot aufgefunden. Erschossen. Und das in einer Gegend, in der fast jeder ein Gewehr besitzt und es täglich benutzt, um seinen Lunch zu organisieren.

Der Inspector fragt sich zunächst, ob wohl die üble Gentrifizierung hinter dem Mord steckt – hier mal in der Variante, dass die bessergestellte Landbevölkerung die ärmere aus ihren hübsch-rustikalen Häuschen vertreibt. Immerhin gibt es nämlich hartnäckige Gerüchte, dass ein Immobilienentwickler dem Besitzer Stephen Bannerman (Alan Cox) den Pub abkaufen möchte. Oder gab es Zwist, weil Bannerman den Pub gerade erst von seinem Vater übernommen hatte und nun gerne ein bisschen frischen Wind in die alte Gaststätte bringen will? Die alte Stammklientel wäre dann in Zukunft nicht mehr erwünscht. Und was hat es zu bedeuten, dass die schöne Bella Monday (Frances Tomelty) die Liebe des Mordopfers zurückwies? Der Titel „Mord im Liebesnest“ allein lässt schon ahnen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.

Barnaby und Seargant Scott (John Hopkins) unterhalten sich also mit schrulligen älteren Herren, die alle Barbourjacken tragen, aber garantiert niemals Jura studiert haben. Der Rest der Dorfbevölkerung sieht aus, als wäre er mit den Restbeständen an Loden und Schottenkaro bei Marks & Spencer eingekleidet worden. Aber die etwas muffige Aura liegt vielleicht nur daran, dass diese Folge, die zum ersten Mal in Deutschland ausgestrahlt wird, bereits aus dem Jahr 2004 stammt. Lohnt es sich trotzdem, den ersten Teil des Doppel-„Tatorts“ dafür zu ignorieren? Klar. Wer Barnaby mag, wird diese Episode hier lieben.

„Inspector Barnaby“: „Tod im Liebesnest“; Sonntag, 22 Uhr, ZDF