Die neue EU-Außenministerin

An den Vorwurf, die neuen Schuhe seien zu groß, ist Catherine Ashton gewöhnt. Als die 53-Jährige vor einem Jahr das Handelsressort in der EU-Kommission von Peter Mandelson übernahm, warnten Kritiker, ihr fehle Erfahrung. Für die enorm komplexen, festgefahrenen Welthandelsgespräche sei sie eine Fehlbesetzung. Die Financial Times bezeichnete die Frau als „Gremienkarrieristin.“

Nach ihrer Ernennung zur EU-Außenministerin konterte die 1999 in den Adelsstand zur Baroness erhobene Labour-Politikerin selbstbewusst, sie habe als Handelskommissarin sowohl mit Südkorea als auch mit den USA gute Vereinbarungen erzielt. „Ich war die erste Frau, die Großbritannien in die EU-Kommission schickte, der erste weibliche Handelskommissar und werde nun die erste europäische Außenministerin. Auf meine Weise und in meinem Stil werde ich das Beste für Europa tun.“ So, wie es für Männer oft einfacher sei, ein begehrtes Amt zu erhalten, sehe sie es nicht als Makel an, als Frau den Vorzug erhalten zu haben. Den Frauen, die sich im Europaparlament fraktionsübergreifend für eine Frau an der EU-Spitze starkmachten, ist nun der Wind aus den Segeln genommen.

Ashton begann ihre Karriere als Schatzmeisterin der britischen Antiatomwaffenbewegung CND (Campaign for Nuclear Disarmament), arbeitete als Wirtschafts- und Politikberaterin und nach Labours Wahlsieg als Staatssekretärin und Sprecherin in wechselnden Ministerien. Dabei machte sie sich so unentbehrlich, dass Blair sie 2006 versehentlich gleich in zwei Ministerien schickte. Der Irrtum wurde korrigiert. Ein Jahr später sorgte sie als Regierungsvertreterin im britischen Oberhaus dafür, dass dort der Lissabon-Vertrag ratifiziert wurde. DPS