Kuscheln in Phnom Penh

Instrumentalisierung Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen bedient sich zur Sicherung seiner autoritären Herrschaft des Buddhismus

Mönchszeremonie vor dem Königspalast in Phnom Penh Foto: Suy Se

Von Suy Se

Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen ist seit 31 Jahren an der Macht. Nach Ansicht von Fachleuten hat der Buddhismus ziemlich große Bedeutung dafür gehabt, seine wachsende autoritäre Rolle zu legitimieren. Der Buddhismus war in Kambodscha jahrhundertelang die führende Religion, aber er wurde 1975 zerschlagen, als Pol Pots Rote Khmer die Macht ergriffen, Mönche ermordeten und Pagoden zerstörten.

Nachdem die Kommunisten 1979 vertrieben worden waren, haben ihre Nachfolger den Buddhismus wiederbelebt und sich um ein gutes Verhältnis zu den buddhistischen Führern bemüht. Zehn Jahre später erklärte Hun Sen den Buddhismus zur Staatsreligion. Dahinter steckt der Versuch, die Unterstützung der überwiegend buddhistischen Bevölkerung zu erringen.Hun Sen und Politiker der regierenden Volkspartei (CPP) spendeten erhebliche Summen, um überall im Land buddhistische Tempel wiederaufzubauen. Damit wollten sie ihren Glauben demonstrieren und die Macht des Buddhismus für sich nutzen.

Die Folge: Hun Sen und die wichtigsten buddhistischen Gemeindeführer sind sich nähergekommen und stützen sich gegenseitig. „Der Buddhismus ist eine Quelle der Legitimität“, sagt der renommierte Kambodscha-Experte Carl Thayer, eremetierter Professor der Universität New South Wales in Australien. „Die Hauptrichtung des Buddhismus fordert das existierende System nicht heraus, sondern kuschelt sich an es heran, um sich Unterstützung zu sichern.“

Hun Sen, 64, ein desertierter Kommandeur der Roten Khmer, regiert mit eiserner Faust. Er ist einer der dienstältesten Regierungschefs der Welt. Er hat geschworen, bis zu seinem 74. Lebensjahr im Amt zu bleiben – ungeachtet der vielen Vorwürfe, seine Regierung verletze die Menschenrechte und sei korrupt. Kambodschas Regenten wird vorgeworfen, den Buddhismus als Deckmantel für ihre Herrschaft zu nutzen.

Die materiell bescheidene Existenz der ehrenwerten Mönche in ihren Safranroben soll den Kambodschanern zeigen, wie sie zu leben haben. Aber der Buddhismus ist längst zutiefst politisiert. „Hun Sen und die Sangha (der buddhistische Klerus) sind eine symbiotische Verbindung eingegangen“, sagt Sebastian Strangio, Autor des jüngst veröffentlichten Buches „Hun Sens Kambodscha“. „Unter Hun Sen ist es gleichbedeutend, ein guter Buddhist zu sein, sich dankbar gegenüber der CPP zu zeigen sowie deren Herrschaft auch in Zukunft zu akzeptieren.“

Buddhistische Glaubenssätze, sich von weltlichen Dingen fernzuhalten, werden dazu benutzt, es Kambodschas 60.000 Mönchen zu verwehren, eine Rolle in der Opposition zu spielen, auch wenn es ihnen etwa im Gegensatz zu den Mönchen in Myanmar erlaubt ist, zu wählen.

Der Oberste Patriarch Tep Von, Chef der stärksten Strömung des Landes und großer Unterstützer Hun Sens, hat die Mönche aufgefordert, der CPP weiter dankbar zu sein und sich ja nicht an oppositionellen Bewegungen oder gar Protesten zu beteiligen. Einige buddhistische Mönche haben sich in den vergangenen Jahren allerdings gegen Hun Sens autoritäre Herrschaft gewandt. Aber Strangio sagt, die CPP werde die Sangha auch weiter fest im Griff haben, weil sie eine der „wichtigsten moralischen Stützpfeiler ihrer Herrschaft ist“.