Osnabrück bekommt ’ne Cabriofabrik

VOLKSWAGEN Aufsichtsrat gibt grünes Licht für den Kauf der insolventen Wilhelm Karmann GmbH

HANNOVER taz | Auf dem Gelände des insolventen Autobauers Karmann in Osnabrück soll eine neue Cabriofabrik vom Volkswagen entstehen. Der VW-Aufsichtsrat gab gestern grünes Licht für den Kauf von Maschinen, Anlagen und Grundstücken der Wilhelm Karmann KG. Auf dem Gelände in Osnabrück arbeiten derzeit noch 1.200 Autobauer, 300 haben bereits die Kündigung zu Ende Januar in der Tasche. Die Karmann GmbH, die vor fünf Jahren allein in Osnabrück 7.300 Beschäftigte zählte, hatte im April mangels Aufträgen Insolvenz angemeldet.

Über den Kauf des Betriebsgeländes in Osnabrück hatte VW monatelang mit der Karmann KG verhandelt, die drei Eigentümerfamilien gehört. Die KG ist nicht insolvent und hat bisher die Produktionsanlagen an die Karmann GmbH vermietet. Zum Kaufpreis machte Volkswagen zunächst keine Angaben. VW wollte bislang nur die Schulden in Höhe von 25 Millionen Euro übernehmen, die die Karmann KG aus dem Bau einer hochmodernen Lackiererei noch hat. Die Karmann-Eigentümer hatten fast das Dreifache verlangt. Nach Angaben des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff will VW in Osnabrück an alte Traditionen des Cabriobaus anschließen: Ab März 2011 solle dort ein Golf-VI-Cabrio vom Band rollen, sagte der CDU-Politiker nach der VW-Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg.

Für die verbliebenen Karmann-Beschäftigten ist damit die Angst um den Arbeitsplatz längst nicht zu Ende. Von einer Beschäftigung bei VW seien die derzeitigen Karmann-Mitarbeiter weit entfernt, sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann. Der Insolvenzverwalter will nun versuchen, möglichst viele Jobs zu sichern. Der VW Aufsichtsrat segnete zudem die in den vergangenen Monaten ausgearbeiteten Verträge zur Eingliederung von Porsche ab. Bis 2010 will VW seine Beteiligung an Porsche auf 49,9 Prozent aufstocken. Am 3. Dezember soll eine außerordentliche VW-Hauptversammlung die Ausgabe weiterer stimmrechtsloser VW-Vorzugsaktien beschließen, die das nötige Geld für den Kauf von Porsche in die VW-Kasse spülen soll. Im Jahr 2011 soll die Übernahme von Porsche dann abgeschlossen werden.JÜRGEN VOGES