kurzkritik: henning bleyl über kindertheater
: Aliens lügen nicht

Kaum war das Theatrium aus dem Schnoor nach Walle entwichen, da purzelte auch auf der benachbarten Packhaus-Bühne alles durcheinander. Vorstandsposten, Geschäftsführung, das Programm: Mit ihrer ersten Kinderproduktion betreten die eingefleischten Boulevardistas Neuland.

Das Packhaus stellt sich der neuen Aufgabe mit aller Sorgfalt: „Anders und doch genauso“, ein dialektisch ebenso ambitioniert wie ungriffig betiteltes Stück, ist ein wissenschaftlich fundiertes Werk! Autorin Saher Khanaqa-Kükelhahn hat, unterstützt vom Sozialressort, bei genau 393 Kindern und Erwachsenen Einstellungen zu den Themen Ausgrenzung, Ehrlichkeit und Unterschiedlichkeit abgefragt. Aus den Ergebnissen hat sie zunächst ein Kinderbuch kondensiert, das die Vielfalt von Lebensformen anhand zweier Aliens in den Mittelpunkt stellt.

Doch wie wird die Wissenschaft zur Szene? In einer Vereins-Umkleide streiten sich zwei Väter über ihre Kinder, die gerade Weihnachten feiern. Frank Stuckenbrock und Uwe Seidel tun das mit der routiniert-rampenorientierten Professionalität alter Brettl-Hasen, Khanaqa-Kükelhahn selbst gibt eine sympathisch-desorientierte Außerirdische. Sie will das Wünschen lernen. Gäbe es ein adäquateres Weihnachtstheaterthema? Natürlich nicht. Nur die Umsetzung könnte unverkopfter sein: Auch Kinder wollen sich schließlich auf die Schenkel klopfen.