Die Zahl der BerufseinsteigerInnen mit akademischem Abschluss steigt stetig Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Das richtige Fach zählt

MESSE Rund 80 Unternehmen buhlen auf der Messe „Jobaktiv“ um AkademikerInnen auf Jobsuche. Wer das richtige Fach studiert hat, dessen Chancen stehen gut

von Sebastian Krüger

Wer einen akademischen Abschluss sein Eigen nennt, hat gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt – vorausgesetzt, er oder sie hat das richtige Fach studiert. Am 9. Und 10. November können sich AkademikerInnen und angehende AbsolventInnen im Congress Center Hamburg auf der Messe „Jobaktiv – Akademiker im Norden“ informieren und Kontakte knüpfen.

Die diesjährige Schirmherrin der Messe ist Melanie Leonhardt (SPD), Hamburger Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Gemeinsam mit ihrem Amtsvorgänger Detlef Scheele von der Bundesagentur für Arbeit eröffnet sie die Messe. Die VeranstalterInnen rechnen mit mehr als 5.000 BesucherInnen.

Seit 2010 bietet die Bundesagentur für Arbeit das Messeformat „Jobaktiv“ bundesweit an, so die Sprecherin der Arbeitsagentur Hamburg, Marina Marquardt. In Hamburg findet die Veranstaltung dieses Jahr zum vierten Mal statt, immer unter dem Motto „Akademiker im Norden“. Bundesweit seien meist Geflüchtete und MigrantInnen die Zielgruppe, sagt Marquardt. Ein Mitglied des Senats ist immer SchirmherrIn. Veranstalterinnen der Messe sind die Bundesagentur für Arbeit sowie die Agentur Hamburg. Andere Agenturen aus der Metropolregion Hamburg beteiligen sich ebenfalls. Daneben sind mehr als 80 Unternehmen aus der Region vertreten, die akademische Fachkräfte suchen.

Die Messe richtet sich an sogenannte „Young Professionals“, StudienabsolventInnen und akademische Berufseinsteiger, aber auch arbeitslose AkademikerInnen. Auch Unternehmen und Betriebe, die akademisches Personal suchen, sollen sich angesprochen fühlen.

BesucherInnen der Messe werden direkte Kontakte zu Unternehmen aus der Region knüpfen können, sagt Marquard. Außerdem werden knapp 1.000 freie Stellen für AkademikerInnen ausgeschrieben sein. Explizit ermuntern die Veranstalter jobsuchende MessebesucherInnen, ihre Bewerbungsunterlagen direkt mitzubringen.

Eine Vielzahl an unterschiedlichen Vorträgen und Workshops setzen sich während der beiden Tage mit den Themen Existenzgründungen, Einstiegsgehälter, Arbeitsverträge, Karrierechancen oder Rückkehr in den Beruf auseinander. Die Messe bietet außerdem Information zu schriftlichen Bewerbungen und den Besonderheiten des Hamburger Arbeitsmarktes. Ein Vortrag wird das wachsende Problem der befristeten Arbeitsverhältnisse im akademischen Bereich behandeln. Weiterhin können BesucherInnen kostenlos professionelle Bewerbungsfotos machen lassen. Für BesucherInnen mit Kindern wird es ein professionelles Betreuungsangebot geben.

Ein akademischer Grad allein reiche allerdings nicht immer aus, wenn Kenntnisse in Selbstvermarktung und Bewerbung fehlten, sagt Marquardt. Sie berichtet von einer hohen Nachfrage an Informationen zu Bewerbungen und professionellem Auftreten. Auf der Messe sollen solche Fragen beantwortet werden.

Eine Besonderheit in diesem Jahr ist ein Beitrag von drei Geflüchteten, die berichte, wie sie in Hamburg beruflich Fuß gefasst haben. Ihr Beitrag soll auch die Schwierigkeiten behandeln, ihre beruflichen Qualifikationen in Deutschland anerkennen zu lassen. Außerdem werden sie anderen geflüchteten AkademikerInnen Tipps aus ihrer persönlichen Erfahrung geben. Zusätzlich gibt es einen Stand mit einem allgemeinen Beratungsangebot für akademische Geflüchtete.

„Die Auswirkungen der Finanzkrise auf den akademischen Arbeitsmarkt sind eher moderat ausgefallen“

Marina Marquardt, Arbeitsagentur Hamburg

Die wirtschaftliche Situation für AkademikerInnen sieht nicht schlecht aus: „Die Auswirkungen der Finanzkrise auf den akademischen Arbeitsmarkt sind eher moderat ausgefallen“, sagt Marquardt. Der Bedarf an akademischen Kräften werde auch mittelfristig weiter wachsen. In vielen Ingenieurberufen würden Firmen sogar einen Mangel an Fachkräften beklagen, während AbsolventInnen der Sozial- und Geisteswissenschaften im Vergleich jedoch weniger begehrt seien. Im Gesundheitsbereich gebe es gute Chancen, vor allem für ÄrztInnen, TherapeutInnen und ApothekerInnen, so Marquardt. Auch IT-Fachkräfte seien sehr gefragt.

Das zeigt sich auch am Programm der Messe: An beiden Tagen stellen sich jeweils über 40 Unternehmen aus verschiedenen Bereichen vor. Am 9. November werden unter anderem die Branchen Technologie, Luftfahrt, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie und Logistik vertreten sein. Am zweiten Tag werden es Unternehmen aus den Branchen IT, Software, Handel, Finanzen, Forschung und Pharmakologie sein. AbsolventInnen aus Bereichen wie Philosophie oder Kulturwissenschaft werden sich von diesem Angebot also wohl eher weniger angesprochen fühlen als etwa WertstofftechnikerInnen oder InformatikerInnen.

Die Zahl der Menschen mit akademischem Abschluss steige weiter an, sagt Marquardt. 2015 erreichte dieser Trend seinen bisherigen Höchststand. In der Arbeitslosenquote lägen AkademikerInnen jedoch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Derzeit sind rund 2,6 Prozent aller AkademikerInnen arbeitslos gemeldet, während der Durchschnitt laut des Statistischen Bundesamtes aktuell bei 5,9 Prozent liegt. Von den 8,3 Millionen Erwerbstätigen habe 2014 jedeR Fünfte über einen akademischen Abschluss verfügt, sagt Marquardt. Über die Hälfte aller AbiturientInnen beginne nach der Schule ein Studium. Allerdings würde etwa ein Drittel das Studium vorzeitig ohne Abschluss abbrechen. In den meisten Bereichen haben AkademikerInnen gute Aussichten auf Beschäftigung. Bundesweit gehören sie zu den SpitzenverdienerInnen.

Messe „Jobaktiv Metropolregion Hamburg – Akademiker im Norden“: 9. und 10. 11., Congress Center Hamburg. Info: www.arbeitsagentur.de