Kreditkartentausch betrifft mehrere Hunderttausende

DATENSCHUTZ Das Datenleck bei einem spanischen Abwickler ruft auch die Politik auf den Plan

Der Gesamtschaden durch Kreditkartenbetrug hat sich seit 2007 in etwa verdoppelt

DÜSSELDORF ap/taz | Die bislang größte Kreditkartentauschaktion hat nun auch die Politik alarmiert. So sagte die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Gisela Piltz , der in Spanien erfolgte Datenklau tausender Kreditkartennummern zeige eindrucksvoll, dass die Sicherheit personenbezogener Daten immer und überall gefährdet sei. Sie forderte multilaterale Abkommen, „um endlich datenschutzrechtliche Standards international zu etablieren“. Außerdem müssten die Aufsichtsbehörden besser ausgestattet und mit Präventivbefugnissen ausgestattet werden, „um Datenschutzschwachstellen schon im Vorfeld besser bekämpfen zu können“.

Bislang will die Bundesregierung die Bürger nur beim sogenannten Selbstdatenschutz unterstützen. Laut Koalitionsvertrag soll eine neu zu gründende Stiftung Datenschutz Verbrauchern „IT-Kompetenz und datenschutzrechtliche Anforderungen“ vermitteln. Die Opposition fordert dagegen gesetzliche Konsequenzen wie ein unabhängiges Datenschutz-Audit mit hohen Standards.

Kreditkartenkunden, die zwischen Juli und November in Spanien unterwegs waren und ihre Karten dort genutzt hatten, werden derzeit von ihren Banken angeschrieben. Anlass ist ein Ende Oktober bekannt gewordenes Datenleck in einem spanischen Prozessorenunternehmen. Diese Unternehmen wickeln den Zahlungsverkehr für die Kreditkartenfirmen ab. Bei ihnen laufen alle sensiblen Informationen zusammen: Kartennummern, Bankverbindungen, Codes. Wer sie in die Hand bekommt, kann problemlos an jedem Automaten Geld abheben. Die Banken, die für einen möglichen Schaden haften müssen, den die Kunden ihnen melden, tauschen deshalb die Kreditkarten aus. Betroffen sind bislang einige hunderttausend deutsche Karteninhaber, aber auch Kunden aus Skandinavien, Großbritannien und Österreich. Ob bereits Schäden entstanden sind, wollen die Banken nicht sagen, lediglich die Postbank berichtet, dass Kunden „in einigen ganz wenigen Fällen Unregelmäßigkeiten entdeckt“ hätten. Es sei aber unklar, ob diese mit dem spanischen Datenklau zusammenhingen. Der Gesamtschaden durch Kreditkartenbetrug dürfte 2009 rund 155 Millionen Euro betragen, sagte Hugo Godschalk, Chef der auf Kartensysteme spezialisierten Unternehmensberatung PaySys. Das wäre doppelt so viel wie 2007.

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