Unbekanntes Werk

POLITISCHE FILME Die Fuhlsbüttler Filmtage zeigen zwei Verfilmungen von Degenhardt-Romanen

Vor gut einem Jahr ist Franz-Josef-Degenhardt in Quickborn gestorben. Weniger bekannt ist, dass der Liedermacher („Spiel’ nicht mit den Schmuddelkindern“) und bekennende Linke auch Romanautor gewesen ist. Neun Romane hat Degenhardt zwischen 1973 und 1999 geschrieben, zwei davon sind verfilmt worden, Degenhardt selbst schrieb dafür die Drehbuchvorlagen. Zu sehen sind die beiden Filme nun bei den 20. Fuhlsbüttler Filmtagen. Ein heute weithin „unbekanntes Oeuvre“, wie René Senenko von der veranstaltenden Willi-Bredel-Gesellschaft findet.

Dabei ist „Zündschnüre“, Degenhardts Debüt als Romanautor, nach Angaben der Veranstalter bis 2010 immerhin knapp 100.000-mal verkauft worden, 1973 habe der Roman mehrere Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste gestanden. Ein Jahr später wurde er von Reinhard Hauff im neorealistischen Stil früher Defa-Produktionen für das Fernsehen verfilmt: Fünf junge Leute leisten in der Ruhrgebiets-Kleinstadt Schwelm, Degenhardts Geburtsort, Widerstand gegen die Nazis – sind Kundschafter, verstecken Flüchtlinge, ärgern die Hitlerjugend. Es geht um den Widerstand von Sozialdemokraten und Kommunisten gegen Nazis zwischen 1944 und dem Kriegsende. Dass dieser nicht immer mit dem Tod habe enden müssen, habe Degenhardt in diesem Roman mit autobiografischen Zügen gezeigt.

„Brandstellen“ von 1974 wiederum erzählt die Geschichte eines linken Anwalts aus Hamburg. Auch Degenhardt hatte sich 1969 als Anwalt in Hamburg niedergelassen, trat in Antidemonstrationsprozessen auf und verteidigte RAF-Mitglieder. Im Jahr 1971 flog er wegen eines Wahlkampfaufrufs für die DKP aus der SPD, Ende der siebziger Jahre trat er der DKP bei. Degenhardts Alter ego habe seine Politisierung während der Zeit der außerparlamentarischen Opposition in der alten Bundesrepublik erlebt. Es gehe um Radikalisierung und bewaffneten Kampf, Engagement in Bürgerinititiativen und kommunistische Parteiarbeit. Dieser zweite Streifen stammt tatsächlich von der Defa, Regie führte Horst E. Brandt nach einem Drehbuch von Gerhard Bengsch. Und natürlich kommen auch Degenhardts Lieder nicht zu kurz: Benno Finkelmeyer wird sie an diesem Abend singen.  FRANK BERNO TIMM

■ „Zündschnüre“: Do, 6. 12., „Brandstellen“: Fr, 7. 12., je 19 Uhr, Grüner Saal, Im Grünen Grunde 1