Kämpferin gegen Kriegstraumata nominiert

Monika Hauser wurde für den Friedensnobelpreis nominiert – zusammen mit 1.000 Frauen. Heute wird bekannt gegeben, wer die noble Auszeichnung erhält. Die Kölnerin engagiert sich seit 1992 für kriegstraumatisierte Frauen

KÖLN taz ■ „Ich glaube an die Kraft von Frauen“, sagt Monika Hauser. Sie ist ein Mensch, der Hilfe leistet, wenn er gebraucht wird. Die 46-jährige Kölnerin gehört zu den 1.000 Frauen, die gemeinsam für den Friedensnobelpreis 2005 nominiert wurden – das erste Mal, dass eine Gruppe von Menschen zusammen den Preis entgegen nehmen will. Heute gibt die Osloer Jury die Vorauswahl bekannt.

1992 reiste die promovierte Gynäkologin allein nach Bosnien, um traumatisierten Frauen zu helfen. Mitten im Kriegsgebiet gründete die damals 33-Jährige „Medica Zenica“, ein Zentrum für misshandelte Frauen. In den provisorischen Flüchtlingslagern leistete sie medizinische Hilfe und spendete Trost – stets das serbische Militär im Nacken. Angst hatte sie nicht: „Ich habe mich berufen gefühlt.“

Ihr starkes Engagement führt die gebürtige Südtirolerin auf ihre Kindheit zurück: Ihre Eltern lebten während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland, bevor sie in die Schweiz emigrierten. Übergriffe auf Frauen während des Krieges machten auch vor Hausers Familie nicht halt: „Ich wurde oft mit den unverarbeiteten Traumata meiner weiblichen Verwandten konfrontiert.“ Erschüttert von diesen Berichten fing Hauser an, sich mit dem Krieg auseinander zu setzen, verbrachte viele Tage in der Bibliothek. So entwickelte sie eine „Antenne“ für Frauen, die Gewalt ausgesetzt waren.

Nach ihrem Studium arbeitete sie als Gynäkologin nach Köln, wo sie 1992 erstmals Bilder von misshandelten bosnischen Frauen sah. Sie fühlte sich an die Kriegserlebnisse ihrer Familie erinnert, das Elend schockte sie zutiefst. Kurzerhand beschloss sie, zu helfen: „Ich habe meine Sachen gepackt und bin losgefahren.“ Das Leid in Bosnien berührte Hauser so sehr, dass sie nach Ihrer Rückkehr die Organisation „Medica Mondiale“ gründete. Inzwischen hat die Hilfsorganisation drei große Projekte in Afghanistan, Albanien und dem Kosovo. Zusätzlich unterstützt sie örtliche Hilfsorganisationen in Afrika. Mindestens einmal im Jahr besucht Monika Hauser alle Projekte. In den 13 Jahren seit Gründung der Organisation ist sie immer noch voller Tatendrang und mit ganzem Herzen dabei. Sie weiß, was sie will: Dennoch hat sich die heute 46-Jährige etwas zurückgenommen, ist nicht mehr so hitzig und spontan wie früher. Monika Hauser hat einen neunjährigen Sohn, trägt Verantwortung für ihn. Nicht nur vor Ort, sondern auch in ihrer Zentrale in Köln verbringt sie viel Zeit: 2000 übernahm sie die politische Geschäftsführung von Medica Mondiale: Sie telefoniert mit dem Auswärtigen Amt, der BMZ und der UN, hält Vorträge und macht Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus ist sie viel unterwegs, um zur Finanzierung ihres Vereins Geldgeber zu finden.

Trotz vieler Rückschläge und schwindender finanzieller Mittel hat sie nie aufgehört, für die Rechte traumatisierter Frauen zu kämpfen. Der Verein und der Krieg haben sie verändert: „Es gibt eine Monika Hauser vor und eine nach dem Krieg in Bosnien“, sagt sie – „nach dem Krieg, mit den Bildern in mir, war ich eine ‚Wissende‘.“ ZOHRA HAMIDI