Kurdenin Gefahr

Mord-Drohungen

Während in der Türkei nach einem PKK-Anschlag die vom Regime geschürte Pogromstimmung gegen Kurden weiter eskaliert, wachsen auch hier die Spannungen: Am Sonntag war eine türkisch-nationalistische Anti-PKK-Demo durch den Kieler Stadtteil Gaarden von der kurdischen Community dort als Provokation aufgefasst worden. Die zwei fast gleich starken Lager gerieten aneinander, es kam zu einer Schlägerei. Erst nach Stunden bekam die Polizei die Lage in den Griff.

Friedlich waren hingegen zwei Kurden-Demos Samstag in Bremen verlaufen. Die reagierten nicht nur auf Ereignisse in der Türkei und in Syrien, sondern auch aufs kurz zuvor enthüllte Mordkomplott gegen Yüksel Koç. Der 52-jährige Bremer Lagerarbeiter engagiert sich für legale Kurdenorganisationen. Seit 2011 ist er Bundesvorsitzender der Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland, Yek-Kom, seit diesem Jahr zudem stellvertretender Vorsitzender des Kongresses der demokratischen kurdischen Gesellschaft Europas, einer marxistisch-leninistischen Organisation.

Seither kriegt er Morddrohungen per SMS. Ernst gemeinte: Vor zehn Tagen hat das BKA den 31-jährigen Mehmet Fathi S. in Hamburg festgenommen. Der scheint ein als Journalist getarnter Agent des türkischen Geheimdienstes MIT zu sein – mit Lizenz zum Töten. Zielperson: Koç, möglicherweise auch, wie es Donnerstag hieß, die Chefin der Hamburger Linksfraktion, Cansu Özdemir. Denn wie mit Koçhatte sich S. auch mit ihr zum Interview verabredet. Bei einem solchen Treffen hatte S. Koçim April direkt über die Mordpläne informiert.

Die von Koçeingeschaltete Bremer Polizei kümmerte das wenig. Erst die Hamburger Behörden verfolgten die Hinweise, nachdem Özdemir ihr zugespielte Dokumente von S. vorgelegt hatte – Notizen fürs Verbrechen. „Erdoğan trägt seinen Krieg nach Deutschland“, kommentierte Ali Ertan Toprak, Chef der Kurdischen Gemeinde Deutschlands in der Hamburger Morgenpost. bes