Ulrike Herrmann über die Gebühren DER Girokonten
: Keine Hoffnung für Sparer

Neues Jahr, neue Gebühren: Bei vielen Banken steigen die Kosten fürs Girokonto. Ein Skandal ist das nicht, obwohl Sparer verärgert sind. Denn irgendwie müssen die Banken ja ihr Geld verdienen, und das alte Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr. Es wurde früher als „3-6-3“ karikiert: Die Banker zahlten 3 Prozent Zinsen für die Spareinlagen, verliehen ihr Geld für 6 Prozent – und gingen um 3 Uhr nachmittags nach Hause.

Diese gemütliche Welt ist lang vorbei, aber jetzt ist sogar der Kern des Geschäfts erschüttert: Die Zinsen sind so niedrig, dass es sich kaum noch lohnt, Kredite zu vergeben. Selbst für ein zehnjähriges Darlehen können die Banken nur noch 1,3 Prozent verlangen. Um die Personalkosten zu decken, müssen also auch die Girokunden angezapft werden.

Die Kontogebühren sind eine Art Negativzins: Es ist so viel Geld im Umlauf, dass jeder bestraft wird, der sein Geld bei einer der Banken parken will. Auf eine bessere Zukunft können die Sparer auch nicht hoffen. Die Kontogebühren werden nicht etwa sinken, sondern tendenziell weiter steigen.

Die Welt der Sparer ist aus den Fugen geraten, weil zu wenig investiert wird. Die Unternehmen halten sich zurück, weil ihre Kapazitäten nicht ausgelastet sind. Und der deutsche Staat strebt die „schwarze Null“ an.

Finanzminister Schäuble ist für viele ein Held, weil er den Staatshaushalt saniert. Doch es kann nicht funktionieren, wenn alle sparen – Privathaushalte, Unternehmen und sogar der Staat. Dann fehlt die Nachfrage, die Wirtschaft schwächelt. Und die Zinsen müssen sinken, damit die Konjunktur stimuliert wird.

Umgekehrt bedeutet dies: Die Zinsen können nur steigen – und die Kontogebühren wieder sinken –, wenn die Wirtschaft in der Eurozone besser läuft. Der deutsche Staat müsste sich also verschulden und ein Investitionsprogramm starten. Solange Schäuble auf seiner „schwarzen Null“ besteht, werden die Sparer ein rotes Minus machen.

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