Triumphe tanzen und Trump bekämpfen

GOLDEN GLOBES In Los Angeles wurden am Sonntag die begehrten Film- und TV-Preise verliehen

Die Golden Globes würdigen das direkte Ergebnis der US-Wahl

Die Berichterstattung über die Verleihung der Oscars beginnt meist schon Monate im Voraus. Darüber vergisst man beinahe, dass wenige Wochen zuvor bereits die Golden Globes verliehen werden.

Für die diesjährige 74. Golden-Globes-Verleihung kann ein neuer Rekord vermeldet werden: Das Leinwandmusical „La La Land“ von Regisseur Damien Chazelle mit Emma Stone und Ryan Gosling in den Hauptrollen staubte sieben der Trophäen mit der Weltkugel ab. Bislang waren die Filme „Einer flog über das Kuckucksnest“ und „Midnight Express“ mit jeweils sechs Globes die Rekordhalter. In „La La Land“ versuchen zwei junge Künstler in L. A. Fuß zu fassen.

Darüber hinaus erregte Meryl Streep mit ihrer Dankesrede Aufsehen. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin, die den Cecil-B.-Demille-Preis für ihr Lebenswerk erhielt, zeigte sich sichtlich gerührt. Sie nutzte die Gelegenheit für ein engagiertes politisches Statement: Die fremdenfeindlichen Äußerungen des gewählten US-Präsidenten Donald Trump kritisierte sie scharf. Streep verwies darauf, dass, würden alle Migranten aus dem Land geworfen, wie etwa die in Jerusalem geborene Natalie Portman oder der kanadische Globe-Gewinner Ryan Gosling, lediglich noch Football- und Mixed-Martial-Arts-Filme auf der Leinwand zu sehen wären. Zudem sei sie seit einer Wahlkampfrede Trumps nachhaltig verstört. In dieser habe er die Bewegungen eines körperlich Behinderten nachgeäfft. „Trumps Instinkt, andere zu demütigen, schleicht sich in den Alltag von uns allen“, sagte die 67-Jährige.

Von Kollegen erfuhr Streeps Rede viel Zuspruch. Doku­mentarfilm-Regisseur Michael Moore lobte bei Twitter die Rede als „überwältigenden Moment, wie wir ihn selten im Fernsehen sehen“, und Schauspielerin ­Juliane Moore zitierte aus ihr: „Wenn die Mächtigen ihre ­Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle.“ Der gewählte US-Präsident Donald Trump äußerte sich in der New York Times ebenfalls: Er sei nicht überrascht, da er schon häufiger von „liberalen Filmleuten“ attackiert worden sei. Er bezeichnete Streep im Interview abfällig als „Hillary-Freundin“.

Auch Globes-Moderator Jimmy Fallon stichelte mehrmals gegen Trump. Ihre Preisverleihung sei „einer der wenigen verbleibenden Orte, an denen Amerika das direkte Wahlergebnis würdigt“. Hillary Clinton erhielt drei Millionen Stimmen mehr als Trump.

Die Golden Globes werden seit 1956 nicht nur an Kino-, sondern auch an Fernsehproduktionen vergeben. Das hebt sie von den Oscars ab und unterstreicht ihre Bedeutung in einer Gegenwart, in der die TV-Serie als Erzählform von enormer Bedeutung ist, in künstlerischer wie auch kommerzieller Hinsicht. Der Preis für das beste Drama wurde der britischen Netflix-Historienaufbereitung „The Crown“ zuerkannte. Claire Foy wurde als beste Schauspielerin für ihre Darstellung von Königin Elisabeth II. ausgezeichnet. Bester Darsteller in einer Serie wurde Billy Bob Thornton für seine Darbietung als abgehalfterter Anwalt Billy McBride in der Amazon-Produktion „Goliath“. In der Kategorie beste Comedyserie gewann „Atlanta“, erdacht von Donald Glover. Die Serie, in der sich die Hauptfigur Ernest Marks vom Rumhänger zum Rap-Manager wandelt, lief in den USA auf FX, in Deutschland zeigt sie der Bezahlsender Fox.

Das tragikomische Familiendrama „Toni Erdmann“ von Regisseurin Maren Ade, das auch für die Oscars ins Rennen geht, ging dagegen leer aus. Als bester nichtenglischsprachiger Film wurde der französische Psychothriller „Elle“ ausgezeichnet, der auf einer Romanvorlage von Philippe Djian basiert. Hoffnung für einen Oscargewinn von „Toni Erdman“ macht das nicht, denn die Golden Globes gelten als Gradmesser für die in diesem Jahr am 26. Februar zu verleihenden Academy Awards.

Linda Gerner,
Philipp Fritz