Die Schwabinger Kinorebellen

Geschichte Das kommunale Kino Metropolis in Hamburg spielt bis in den Februar hinein Filme der (Neuen) Münchner Gruppe, die in den 60er-Jahren im Gegensatz zu den Autoren des Oberhausener Manifests unterhaltende Filme fabrizierte

„Papas Kino ist tot“ propagierten junge deutsche Filmemacher 1962 im Oberhausener Manifest und damit meinten sie auch ein Kino, das unterhält. Nun war dies eine eher protestantische Bewegung, die nicht umsonst im Ruhrgebiet entstanden ist. Im katholischen München gab es ebenfalls eine Gruppe von jungen Filmemachern, die von der Nouvelle Vague in Frankreich beeinflusst wurde, aber daraus andere Schlüsse zog: die (Neue) Münchner Gruppe. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war wie der zwischen Jazz und Beatmusik.

Die (Neue) Münchner Gruppe war gegen die Forderung der Oberhausener „nach einem gesellschaftlich relevanten Film, in dem wir nur einen modischen Aufguss des alten deutschen Problemfilms der fünfziger Jahre sahen“, wie der Regisseur Rudolf Thomé 1980 sagte. Statt dessen wollten sie weiter erzählen, nur eben moderner und frecher. Diese „(Neue) Münchner Gruppe“ bestand unter anderem aus Thomé, Klaus Lemke, Max Zihlmann und Martin Müller.

In „Zeigen was man liebt“ lassen die Filmemacher Frank Göhre, Borwin Richter und Torsten Stegmann die Schauspielerin und Zeitzeugin Iris Berben von dieser Zeit erzählen. Geld war so gut wie keines da, und so machten sie ihre Filme mit einfachsten Mitteln. Im Hamburger Metropolis wird diese Dokumentation am 27. Januar gezeigt, und dazu läuft noch bis in den Februar hinein eine Retrospektive mit den wichtigsten der darin vorkommenden Filme.

Helga Anders war eine der rebellischen, schönen, jungen Frauen der Schwabinger Szene, und mit Filmen wie „Der Forellenhof“ und der Fernsehserie „Die Unverbesserlichen“ schon ein Star, als sie 1966 in „Mädchen Mädchen“ (14. und 19. Januar) von Roger Fritz mitspielte. Hier gibt sie eine Minderjährige, die in ein Erziehungsheim gesteckt wurde und Verhältnisse mit Vater und Sohn einer Fa­brikanten-Dynastie hat.

Fritz schrieb dann auch 1968 das Drehbuch zu „Jet Generation“ (15. und 19. Januar) von Eckhart Schmidt, in dem eine Millionärstochter aus New York in München nach ihrem verschwundenen Bruder sucht. Die Geschichte ist reinste Kolportage und nicht viel mehr als ein Vorwand dafür, zu schicker Beatmusik das München jener Zeit mit den Kneipen der Szene, den Brauhäusern und dem Oktoberfest auszustellen. Die Macher der Fernsehserie „Der Kommissar“ haben sich von Filmen wie diesem inspirieren lassen.

Thomé, der später vor allem elegante und hintersinnige Filme über Liebesbeziehungen inszenierte, begann seine Filmkarriere mit hartgesottenen Genrefilmen. In „Detective“ (15. und 21. Januar) erzählt er 1968 geradezu klassisch von zwei Privatdetektiven, ihrer Sekretärin, Mord und Entführung.

„Rote Sonne“ (28. und 31. Januar) entspricht dann so präzise dem Zeitgeist von 68 wie kaum ein anderer Film. Seine Protagonistinnen sind vier Frauen, die in einer WG wohnen, sich dorthin Männer als Lustobjekte holen und sie dann nach fünf Tagen töten. Iris Berben und Uschi Obermaier spielten mit. HIP