Schwarzer Pulli und die „Diamond Rings“

Konzert Im Acud stellt die Berlinerin Dena beim Partyprogramm von „British Shorts“ ihre neue EP vor

„Welche Filme habt ihr schon gesehen?“, fragt die Sängerin ins Publikum. Betretenes Schweigen

Schnauzbärte, Golduhren, alte Elektrogeräte: All das findet sich auf dem Berliner Flohmarkt, den Denitza Todorova alias Dena 2012 als Kulisse für ihren ersten YouTube-Hit nutzte. In „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ rappt sie sich in knallbunter Oberbekleidung zwischen wenig glamourösen Buden entlang und fantasiert über Statussymbole. Der Clip wurde damals millionenfach geklickt und der Flohmarkt damit als immaterielles Kulturerbe wahrgenommen – diese Stadt muss Dena dankbar sein.

Erst zwei Jahre später, 2014, erschien ihr Album „Flash“: zehn Tracks, getragen von HipHop-Beats und eingängigen Synthie-Melodien. Verglichen wurde die aus Bulgarien stammende Berlinerin Dena gelegentlich mit der englischen Wutrapperin und Produzentin M.I.A., obwohl Dena weniger politisch daherkommt, wenn der Zuhörer ihre ironischen Dia­manten-Lines nicht als sozialkritisch begreifen will.

Am Donnerstag stellte Dena im Acud Songs ihrer aktuellen EP „Trust“ vor, die sie in New York in Zusammenarbeit mit LCD Soundsystem aufgenommen hat. Ihr Konzert machte den Partyauftakt für das noch bis 18. Januar laufenden „British Shorts“-Kurzfilmfestival. „Welche Filme habt ihr schon gesehen?“, fragt die Sängerin ins Publikum. Betretenes Schweigen. „Ihr seid alle wegen mir hier?“ Das Acud ist gut besucht, Dena steht hinter einem Keyboard, sie hat einen Schlagzeuger dabei, der gekonnt auch ihre elektronischen Beats in die Songs einfädelt. „Ich habe sie mal in Hamburg gesehen“, erzählt jemand im Publikum. Da sei sie allein gewesen und etwas habe gefehlt.

Der Drummer ist nicht das einzig Neue: Dena trägt nicht mehr den knallbunten Pullover, stattdessen einen in Schwarz. Dazu Rock, schwarz. Es drängt sich auf: Sie ist erwachsen geworden. 2012 hieß es noch im Guardian, gebe man bei Google „hipster clubber“ ein, finde man Bilder von Menschen, die aussehen wie Dena. Niemand sei so „now“ wie sie. Zum Glück ist sie nicht so geblieben.

„Lights, Camera, Action“ ist das Stück, das ihre auch musikalische Entwicklung am eindrücklichsten vorführt. „Are you only passing by?/ Are you just an extra?/ Are you gonna try?“, singt sie da. Sie steigt unvermittelt ein, kein Intro, die Synthies jedoch sind sanfter, ausgewählter. Vor allem aber: Dena singt. Den Rap hat sie zwar nicht hinter sich gelassen, aber ihre EP ist geprägt von ihrer souligen Stimme. „Trust“ ist ein R-&-B-Kracher. Sie sei schließlich ein großer Fan von Beyoncé. Die ist übrigens auch mal älter geworden.

2005 kam Todorova zum Studieren nach Berlin und fing an, Songs zu schreiben. Mit einer kanadischen Freundin gründete sie ein Synthie-Schlagzeugduo. Das bestand nicht lange, Todorova machte als Dena weiter, sang auf den Alben von The Whitest Boy Alive und trat zunehmend öfter solo auf.

Jetzt hat sie wieder einen Schlagzeuger. „Berlin is forever“, sagt sie im Acud. „You are for­ever.“ Und sie stimmt „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ an. Es ist der einzige Song, den das Publikum mitsingt. Die Songs der EP überzeugen, aber der jugendliche Sound von gestern lässt sich eben nicht abschütteln. Philipp Fritz