Portrait
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Die neue Chefin der Tate-Museen: Maria Balshaw Foto: dpa

Hohe Kunst
für alle

Maria Balshaw vereint vieles. Sie ist die erste Frau, die das Netzwerk der vier Tate-Galerien leiten wird – darunter die Tate Modern, das weltweit meistbesuchten Museum für moderne Kunst. Die 46-Jährige folgt damit auf Direktor Nicholas Serota, der die Tate seit 1988 zusammenhielt. Seit 1988 im Amt, hatte der im vergangenen Jahr seinen Rücktritt angekündigt. Balshaw wird den Posten am 1. Juni übernehmen.

Sicher dürfte sein: Balshaw wird damit nicht zur einsamen Frau an der Spitze. Sie hat schon als Direktorin der Whitworth Art Galery in Manchester, gerne die „Tate des Nordens“ genannt, gezeigt, dass sie für Öffnung steht: Sie zeigte Kunst aus West- und Südafrika und legte einen Schwerpunkt auf die – in Museen noch immer unterrepräsentierten – Arbeiten von Künstlerinnen. Seit ihrem Antritt im Jahr 2006 verdoppelte sie laut britischem Guardian auch die Besucherzahlen der Whitworth auf 190.000 im Jahr. So etwas schafft man nicht, wenn man Kunst für Eliten zeigt.

Balshaw gilt als Schlüsselfigur bei der Umgestaltung der Kunstszene von Manchester. Die umfangreichen Umbauarbeiten, die unter ihr dort 2015 abgeschlossen wurden, machten ihren Willen zur Öffnung auch formal sichtbar: Vorher sei der Bau abweisend gewesen, sagte sie damals. „Eine Menge Leute waren sich nicht mal sicher, ob sie hineindürfen.“ Herrschaftliche Architektur ist ja eine der ersten Barrieren, die Museen abbauen müssen, wenn sie Kunst für jedermann zugänglich machen wollen.

Auch an der Tate will sie inklusiv weiterarbeiten, das machte sie am Dienstag gleich deutlich: „Ich freue mich darauf, die Tate als künstlerisch experimentierfreudigstes und kulturell inklusivstes Museum weltweit zu etablieren“, zitiert sie der Guardian. Ein Anspruch, den ihr offenbar auch andere zutrauen. Besser als andere verstehe es Balshaw, wie sich Kulturinstitutionen verändern müssen, um relevant zu bleiben, um nicht elitär zu werden, sagt etwa Lucy Powell, Labour-Abgeordnete für Manchester. Oder man sagt es mit der Schriftstellerin Jeanette Winter­son: Balshaw ist „Hochkultur, aber demokratisch. Ohne die Dinge zu vereinfachen, sagt sie klar: Kunst ist für alle da.“

Ariane Lemme