OECD warnt vor Zerfall der Eurozone

KRISE Die Länder sollen weniger sparen, die EZB müsse ihre Zinsen runtersetzen, so die Experten

BERLIN rtr | Krise, Sorgen, schlechte Nachrichten: So langsam trifft es auch die Wirtschaft in Deutschland. Sie schrammt haarscharf an einer Rezession vorbei und wird 2013 nur noch um 0,5 Prozent wachsen – halb so viel, wie die Bundesregierung derzeit noch angibt. Das schätzen die Experten der Industrieländerorganisation OECD in ihrem aktuellen Ausblick für die Weltwirtschaft.

Besonders trifft es deutsche Unternehmen, dass Investitionsgüter wie Maschinen weniger nachgefragt werden, weil Firmen im In- und Ausland Einschnitte bei ihren Investitionsplänen vornehmen. Und vom Umfeld ist keine Hilfe zu erwarten, ganz im Gegenteil: Die Eurozone steckt bereits in der Rezession, ihre Leistung schrumpft also bereits seit zwei Quartalen in Folge. In Spanien, Portugal und Italien wird es 2013 nicht besser.

Zugleich warnen die OECD-Experten, dass die Existenz der Eurozone gefährdet sei. „Die Währungsunion ist einem starken Zerfallsdruck ausgesetzt“, sagte OECD-Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan. Die jüngsten Maßnahmen der EU-Regierungen hätten „nur den kurzfristigen Druck verringert“.

Die Autoren des Berichts fürchten vor allem, dass die Turbulenzen an den Anleihemärkten Banken in Mitleidenschaft ziehen und so wieder die Kreditbedingungen für die Wirtschaft verschlechtern könnten, wie das schon bei der jüngsten Finanz- und Bankenkrise der Fall war.

Sie ermahnten die kriselnden Eurostaaten, ihren allzu harten Sparkurs zu lockern, damit die Wirtschaft eine Chance habe, wieder in Schwung zu kommen. Begleitet werden müssten diese Anstrengungen von einem größeren Engagement der Europäischen Zentralbank. „Zur Stützung der Nachfrage sollte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter senken“, hieß es.

Diese liegen mit 0,75 Prozent bereits auf einem Rekordtief. Andere große Zentralbanken wie die Fed in den USA oder die Bank of Japan fahren allerdings längst eine Nullzinspolitik. Ein niedrigerer Zins kann nicht nur Kredite für Konsum und Investitionen ankurbeln, sondern auch den Eurokurs drücken – was der Exportwirtschaft helfen würde.

Für den Fall, dass sich die Lage verschlechtern sollte, fordert die OECD die Zentralbank zu „weiteren unkonventionellen Schritten“ auf.