US-Streitkräfte lassen Hessen allein in Frankfurt

Ende einer Ära: Mit der Schließung der Frankfurter US-Airbase gehen nächste Woche auch die letzten GIs, die den Hessen einst Demokratie, Jazz und Prostitution brachten

FRANKFURT/MAIN taz ■ Am vergangenen Montag schon hob die letzte gigantische Transportmaschine von der Rhein-Main-US-Airbase direkt neben dem zivilen Frankfurter Flughafen nach Charleston im US-Bundesstaat Carolina ab. Am gestrigen Freitag flog das letzte Passagierflugzeug die Angehörigen des auf dem bisher größten Umschlagplatz der US-Streitkräfte für Soldaten, Waffen und Material in Europa noch stationierten Geschwaders zur US-Airbase in Spangdahlem in der Eifel. Am Tag der Deutschen Einheit ist dann endgültig Schluss mit der Präsenz von US-Militär auf der Airbase, die noch vor kurzem die Drehscheibe der US-Streitkräfte für den Einsatz ihrer Truppen auch im Irak war. Und von der aus ganz am Anfang die „Rosinenbomber“ nach Berlin flogen, um den Westteil der Stadt am Leben zu erhalten. Das Luftbrückendenkmal vor der Airbase erinnert daran.

Ein weiteres Transportgeschwader mit 3.500 Soldaten wurde bereits im Sommer nach Ramstein verlegt. Dort sind die Ausbauarbeiten fast abgeschlossen. Zwei Start- und Landebahnen stehen der US-Airforce, die dort auch ihr Hauptquartier für Europa aufgeschlagen hat, dann zur Verfügung. Rücksicht auf den Luftverkehr an einem Zivilflughafen wie in Frankfurt müssen die Navigatoren in Uniform dort auch nicht mehr nehmen. Vom Abzug der US-Amerikaner von der Airbase in Frankfurt profitiert jetzt die Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG, die auf dem geräumten Areal ein neues Terminal bauen will.

Alleine für die Nettobaukosten in Ramstein wurden bei der Vertragsunterzeichnung 1999 knapp 400 Millionen Euro veranschlagt. Zur anteiligen Übernahme der auch nach Korruptionsfällen gestiegenen Kosten haben sich die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz, der Bund, die Nato, die USA und die Fraport AG verpflichtet. Ramstein ist jetzt die neue deutsche Basis für die US-Streitkräfte; und Spangdahlem die Dependance.

Die Airbase in Frankfurt aber ist ab sofort Historie. Ein Ort des Protestes gegen die Kriege der USA in aller Welt ist sie immer gewesen. Und 1985 Ziel eines fürchterlichen Bombenanschlags der RAF, bei dem zwei Menschen starben und viele andere schwer verletzt wurden. Zuvor hatte ein Kommando der RAF in Wiesbaden einen jungen US-Soldaten regelrecht hingerichtet. Mit seinem Ausweis gelangten die Mörder dann auf das Gelände. Ein Jahr zuvor war während einer Flugshow über der Airbase ein Starfighter abgestürzt; eine Pfarrersfamilie aus Frankfurt wurde in der Nähe des Waldstadions getötet.

Jetzt sind die „Amis“ alle weg aus Frankfurt am Main. Selbst der legendäre Sender AFN residiert inzwischen in Mannheim. Ein Segen? Ja und nein. Der Luftwaffenbasis weint sicher kein Mensch eine Träne hinterher. Doch 60 Jahre lang prägten die GIs und ihre Familienangehörigen auch das Bild der Mainmetropole mit. Dass der „tumbe Hesse“ lockerer wurde, ist nicht zuletzt ihr Verdienst. Sie brachten den Jazz, den gum und den Hamburger mit an den Main. Vor allem aber democracy. Und sie sorgten am payday dafür, dass die „Mädels“ im Bahnhofsviertel gut zu tun hatten. Aus und vorbei. Jetzt auch für das „Gateway to Europe“, wie es über dem Eingang zur Base noch immer geschrieben steht. Am Dienstag schon werden die Bagger der Fraport AG dort anrücken.KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT