Kehraus im Revier

Müll-Konzern Kommune: Ruhrfirma AGR vor der Pleite

Der Essener Abfallkonzern AGR produziert weiter schlechte Nachrichten. Nach den Filzvorfällen mit einer SPD-Aufsichtsrätin (taz berichtete) geht es ans Eingemachte. Nach Informationen der taz ist die Firma mit rund 20 Millionen Euro überschuldet. Eine Umstrukturierung konnte bislang nicht umgesetzt werden. Für das vergangene Jahr verweigern die Wirtschaftsprüfer immer noch ihr Testat.

Die AGR gehört dem Regionalverband Ruhr (RVR), dem Zusammenschluss der Reviergemeinden. Nach Geschäften mit einer Nürnberger Baufirma rutschte der größte Entsorger, der in NRW noch in öffentlicher Hand ist, in die Krise. Eine Neuausrichtung sollte die Rettung bringen, darunter der Bau einer Müllverbrennungsanlage RZR II in Herten.

Um das Kapital für den Bau freizumachen, sollten Deponierückstellungen benutzt werden. Doch dieser Plan droht zu scheitern: Die Bezirksregierungen bestehen auf Sicherheiten für die AGR-Müllkippen im Ruhrgebiet. Vermieden werden soll, dass bei einer AGR-Pleite Geld fehlt, um das Grundwasser zu schützen. Wie diese Sicherheiten aussehen sollen, erklärt der Sprecher der Bezirksregierung Münster, Stefan Bergmann so: Die AGR könne Bankbürgschaften bringen oder kommunale Bürgschaften , „theoretisch wäre es sogar möglich, das Geld in einen Sack zu stecken und bei uns zur Verwahrung abzugeben.“ Es geht um rund 250 Millionen Euro.

Der Plan der AGR sieht anders aus: Die Firma will eine Tochter gründen, die die Sanierung bezahlt. 220 Millionen Euro sollen über ein Darlehen der AGR kommen.

Auch bei anderen Projekten der Müllfirma sieht es nicht gut aus: So musste der Finanzierungsplan für das RZR II über den Haufen geworfen werden. Die AGR hatte nicht ausreichend Bürgschaften für die Baukredite bekommen. Der Regionalverband soll nun eine Patronatserklärung abgeben, erklärte die Rothschild-Bank vor dem RVR-Vorstand und wiederum drohen Millionenschulden für die Städte des RVR.

Damit sich das Ganze überhaupt noch rechnet, hat die AGR-Geschäftsführung ein neues Gutachten zur Preisentwicklung im Müllgewerbe bestellt, hieß es im RVR-Vorstand. Demnach könne jetzt mit einem Preis von 120 Euro je Tonne Verbrennungsmüll gerechnet werden. Vor wenigen Wochen sprachen die AGR-Chefs noch von 105 Euro.

Wie dem auch sei. Im RVR-Vorstand wird bereits gemunkelt, „endlich die Notbremse zu ziehen.“ Der geplante Verkauf von AGR-Anteilen wurde jedenfalls zunächst gestoppt. Die AGR wollte zu den Entwicklungen keine Stellungnahme abgeben. DAVID SCHRAVEN