Ein Chefarzt nimmt seinen Hut

Abtreibungs-Streit

Als am Montag publik wurde, dass der Chef in der Gynäkologie-Abteilung der Capio-Elbe-Jetzel-Klinik in Dannenberg Schwangerschaftsabbrüche verweigert, regte sich Widerstand. Am Donnerstag gab der private Klinikkonzern bekannt, dass der Arzt die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen werde. Frauen könnten in der Klinik auch künftig Abbrüche nach dem Beratungsmodell vornehmen lassen.

Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland rechtswidrig, unter bestimmten Bedingungen aber nicht strafbar. Eine Frau kann innerhalb der ersten zwölf Wochen abtreiben lassen, wenn sie dem Arzt den Nachweis einer Konfliktberatung vorlegt.

Doch der neue Chefarzt, Thomas Börner, hatte eine neue Linie: Als Christ lehnte er Schwangerschaftsabbrüche ab. Er werde diese auch in seiner Abteilung unter seiner Leitung nicht dulden, erklärte er. Klinikchef Markus Fröhling hatte ihn verteidigt. „Laut Gesetz kann kein Arzt zu einem Schwangerschaftabbruch verpflichtet werden.“ Sei aber die Gesundheit der Frau in Gefahr, so würde die Betroffene natürlich behandelt.

Doch die Meldung rief nicht nur Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD) auf den Plan, die sich um die Sicherstellung der Versorgung in dem Einzugsbereich sorgte und drohte, Investitionen in dieses Krankenhaus zu überdenken. Die Geschäftsführung des Klinikkonzerns selbst hatte sich eingeschaltet und am Mittwoch klar gestellt, die Capio-Kliniken als weltanschaulich neutrale und konfessionsübergreifende Einrichtungen würden in ihren Gynäkologie-Abteilungen auch weiterhin Abtreibungen nach der gesetzlich vorgesehenen Beratung ermöglichen. „Wir respektieren die Entscheidung des einzelnen Arztes“, so Geschäftsführer Martin Reitz. Gleichwohl stünden Wunsch und Wohl der Patientinnen „stets an erster Stelle“.

Erst Ende letzten Jahres hatte der christliche Gesundheitskonzern Agaplesion im Kreis Schaumburg eine Klinik übernommen, die vor der Entscheidung stand, diese Eingriffe nicht mehr zuzulassen. Laut NDR gab es dort eine Lösung: Schwangerschaftsabbrüche werden in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten angeboten. kaj