Berliner wollen EU-Mauer nach Serbien überwinden

NOTHILFE Organisationen sammeln für Hilfskonvoi nach Belgrad und starten Patenschaftsprogramm

Die jüngsten Berichte aus Serbien kennt wohl jeder: Tausende Flüchtlinge, je nach Quelle zwischen 6.700 und 8.000, hängen dort wegen der geschlossenen „Balkanroute“ fest – und viele von ihnen müssen unter katastrophalen Bedingungen durch den Winter kommen. Allein in der Hauptstadt Belgrad sollen bis zu 1.500 Menschen in verlassenen Gebäuden leben – ohne Heizung, verschließbare Fenster, Toiletten. Fünf Menschen sollen inzwischen gestorben, mehr als 90 mit Erfrierungen in Krankenhäuser eingeliefert worden sein.

Weil sie diesem Elend vor den Toren der EU nicht mehr tatenlos zusehen wollten, sammeln die Organisationen Be an Angel, Moabit hilft, Kreuzberg hilft und Pack a Bag Spenden für einen Hilfskonvoi nach Belgrad. Ende Februar soll es losgehen, erklärte Fabian Jain, Vorstandsmitglied von Be an Angel, der taz. Man habe „en masse“ Sachspenden wie neue Kleidung bekommen (gebrauchte Ware könne nicht nach Serbien eingeführt werden), dazu rund 10.000 Euro. „Damit kann man eine Menge machen, aber weitere Spenden wären gut, damit wir nachhaltig helfen können.“

Der Plan sei zunächst, mit der Hälfte des gespendeten Geldes Hygieneartikel zu kaufen, die wie die Kleidung in den inoffiziellen Camps verteilt werden sollen, so Jain. Mit der anderen Hälfte wolle man dort, so lange das Geld reicht, täglich eine warme Mahlzeit finanzieren. Dafür arbeite man mit der Organisation Refugee Aid Serbia zusammen. „Aber wir wollen dort nicht nur hinfahren und Essen abwerfen. Wir wollen etwas Nachhaltiges tun.“

Diesbezüglich denkt Jain etwa an eine Art Patenschaftsprogramm für in Serbien gestrandete Kinder und Jugendliche. „Es gibt derzeit 1.500 bis 2.000 minderjährige Flüchtlinge in Serbien“, sagte er, viele von ihnen seien ohne Familie. Auch sie müssten voraussichtlich noch Monate unter schlimmsten Bedingungen ausharren, weil Ungarn nicht einmal zehn Flüchtlinge pro Tag über die Grenze lasse. „Wenn bald der Frühling kommt und damit noch mehr neue Flüchtlinge, werden sich an der Grenze Tragödien abspielen“, prophezeit er.

Mit BerlinerInnen als Paten könnte man aber versuchen, wenigstens einige Kinder und Jugendliche legal herzuholen. Die Paten würden nicht allein gelassen mit dieser Aufgabe, erklärt er. Be an Angel habe im Rahmen der Flüchtlingshilfe inzwischen einige Erfahrungen gesammelt. So habe man bis jetzt 20 Wohnungen für Flüchtlinge angemietet und zahlreiche Menschen in Arbeit und Ausbildungen vermittelt. Jain zeigt sich zudem optimistisch, dass man Firmen finden werde, die solche Patenschaften finanzieren. SUM

Infos: http://beanangel.direct/hilfskonvoi-fuer-fluechtline-in-serbien-pm/