Nirgendwo Ärger

Schalke 04 bietet gegen den AC Mailand die beste Saisonleistung und freut sich sogar über ein 2:2

SCHALKE taz ■ Vergessen der Ärger der letzten Wochen. Vergessen der Stress mit Mannschaften wie Nürnberg, Leverkusen oder Eindhoven. Am Mittwochabend waren die Schalker endlich in ihrem Element. Auf Augenhöhe mit den Topclubs Europas, mit den „interessanten Gegnern“, wie Schalke-Manager Rudi Assauer anmerkte. Das fulminante 2:2 in der Champions League gegen den AC Mailand entschädigte für vieles in dieser aus Schalker Sicht bislang so enttäuschend verlaufenden Saison. Und es war ein Ergebnis, das sogar den zuletzt angeschlagenen Trainer Ralf Rangnick berauschte: „Die Mannschaft hatte die Chance, das Spiel zu verdienen“, sagte er nach dem Spiel. Verdienen? „Gewinnen natürlich“, verbesserte er sich. Aber alle wussten, was gemeint war, nach all den „Hängern“ (Rudi Assauer) zuletzt.

Assauer, dessen Verhältnis zu Ralf Rangnick zuletzt zumindest in der Außendarstellung gelitten hatte, hielt sich nach dem Spiel zurück. Keine Einzelgespräche – die Pressekonferenz verfolgte er aus sicherem Abstand. Genug der Schlagzeilen über das angeblich maßlose öffentliche Privatleben des Managers. Die Bühne sollte der Mannschaft gehören. Und die zeigte sich erleichtert. „Dass wir spielen können, haben wir ja schon in der vergangenen Saison gezeigt“, sagte Torhüter Frank Rost. Endlich zeigten sie es auch in der laufenden Saison. Dass Rost selbst wenig dazu beitragen konnte – geschenkt. Bei beiden Gegentoren hatte er die Hand jeweils am Ball. Zumindest das 0:1 nach 22 Sekunden schien haltbar.

Immerhin erholten sich die Schalker schnell von dem Schock. Der Däne Sören Larsen brauchte zwei Minuten, um die erste Mailänder Führung auszugleichen, der in der zweiten Hälfte eingewechselte Hamit Altintop schaffte es immerhin innerhalb von elf Minuten(70.). Und es schien, als hätte Milan nicht mit dieser Gegenwehr gerechnet. „Der Schalker Rhythmus hat uns überrascht“, sagte Trainer Carlo Ancelotti hinterher.

Es war vor allem der Schalker Einsatz, der den Mailändern zusetzte. Kevin Kuranyi holte sich die Bälle im Mittelkreis grätschend zurück. Das Publikum johlte. Später musste Kuranyi, der am Tag zuvor Vater geworden war, mit Wadenkrämpfen ausgewechselt werden. Und der Däne Christian Poulsen bearbeitete bis zu dessen Auswechslung Milan-Spielmacher Kaka aufs Heftigste. Die Vorgabe „Kratzen, Spucken, Beißen“ hatte er nach Ancelottis Meinung wohl allzu wörtlich genommen. Poulsens Spielweise sei grenzwertig, sagte der Milan-Trainer hinterher. Nach dem Spiel schritt Milans Gennaro Gattuso mit finsterer Miene auf Christian Poulsen zu und beglückwünschte ihn nach dessen Angaben zu seiner Leistung. Mit den Worten: „Kompliment, du bist ein Verrückter.“

Am morgigen Samstag nun geht es gegen Eintracht Frankfurt. Aus Schalker Sicht weder interessant noch sonderlich verrückt. Diese Gegner müssen sich die Schalker erst „verdienen“. Das weiß auch Manager Rudi Assauer. Doch solange es so laufe wie am Mittwoch, wolle er sich auch in Zukunft in der Öffentlichkeit zurückhalten. Versprochen.

HOLGER PAULER