EU-Parlamentschef willauch einen Marshallplan

Entwicklung Nun fordert der Konservative Tajani, Milliarden in afrikanische Länder zu investieren

Minister Müller wirbt für seine Version des Plans schon in Afrika

BERLIN taz | Marshallplan scheint der Begriff der Stunde zu sein. Dieses Mal ist es der im Januar gewählte konservative EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, der einen ebensolchen fordert, um Fluchtursachen in den afrikanischen Staaten zu bekämpfen. „Entweder wir handeln jetzt, oder es werden in den kommenden 20 Jahren Millionen Afrikaner nach Europa strömen“, sagte Tajani in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wir müssen jetzt mehrere Milliarden Euro dort investieren.“ Erst im Januar hatte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) seinen „Marshallplan mit Afrika“ vorgestellt.

Die EU-Mitglieder müssten eine Ausbildungsinitiative starten, sagte Tajani. Überdies sei es notwendig, eine moderne Landwirtschaft zu entwickeln und Joint Ventures gründen, also Gemeinschaftsunternehmen mit zwei oder mehr Partnern.

Während der EU-Parlamentschef gerade erst seine Idee bekannt gab, fährt Entwicklungsminister Müller bereits durch die afrikanischen Staaten, um für seine Version des Marshallplans zu werben. In dieser Woche etwa wird er am Hauptsitz der Afrikanischen Entwicklungsbank in Abidjan an der Elfenbeinküste über sein Vorhaben sprechen und sich mit dem ivorischen Präsidenten Alassane Ouattara austauschen.

Die Äußerungen Tajanis geben Müller Rückenwind – hatte der Bundesentwicklungsminister doch selbst angekündigt, auch auf EU-Ebene für seinen Marshallplan werben zu wollen. Allerdings hat Müllers bisheriger Entwurf mit dem historischen Namenspaten aus der Nachkriegszeit wenig gemein: Während der Vorgänger ein milliardenschweres Hilfsprogramm war, entsprechen die vom Bundesentwicklungsministerium im Januar veröffentlichen Eckpunkte des Plans bisher eher einer Ideen- und Thesensammlung ohne konkrete Finanzierungszusagen. Oer