Wochenschnack
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Wenn ein Auto zur Waffe wird

Urteil Bei illegalem Autorennen stirbt ein Unbeteiligter. Zum ersten Mal werden Täter wegen Mordes verurteilt. Die taz titelt: Autofahrer sind Mörder

Auto auf der Flucht. Tatort: Ludwigslust Foto: Wüstneck/dpa

Hallo?!

betr.: „Autofahrer sind Mörder“, taz vom 28. 2. 17

„Autofahrer sind Mörder?“

Habt ihr noch alle Stifte in der Schublade? Viele Grüße, SVEN HIMSTEDT

Moto-Guzzi-Fuzzi

betr.: „Autofahrer sind Mörder“, taz vom 28. 2. 17

Solche Bild-Zeitungstitel will ich in „meiner“ taz eigentlich nicht lesen. Man(n) kann ein Auto ebenso als Mordinstrument benutzen wie eine Spitzhacke. Vulgärpsychologisch hat „uns Udo“ schon treffend festgestellt: „Das einzig Geile an dir ist deine Moto Guzzi. Aber sonst bist du ja sooooo ein Fuzzi.“ Neben diesen Würstchen hätte ich auf der Anklagebank auch gern die Hersteller dieser Minderwertigkeitskomplexkompensationsapparate gesehen. Und was ist das für ein Irrsinn, solche Raketen auf öffentlichen Straßen amtlich zuzulassen? Für wenig Geld kann sich doch jeder Zukurzgekommene auf dem Lausitzring aufrauchen. RIP. HELMUT RIEKE, Berlin

Vergleich hinkt

betr.: „Autofahrer sind Mörder“, taz vom 28. 2. 17

Jedes Land hat seine „heiligen Kühe“. In Deutschland gehört zweifellos das Auto mit dazu. Dennoch hinkt der Vergleich mit dem Waffenbesitz in den USA in mehreren Punkten. Der wichtigste: Waffen werden zum Schießen produziert und angeschafft, Autos zur Fortbewegung und zum Transport. Ein weiterer Punkt: Die Verkehrstoten in den USA werden einfach unterschlagen – 35.092 im Jahr 2015 laut US-Verkehrssicherheitsbehörde.

EVI MEISBERGER, Völklingen

Lebenslänglich

betr.: „Autofahrer sind Mörder“, taz vom 28. 2. 17

Das Urteil für Mord ist (zu) hart. Durch so eine lange Zeit im Gefängnis kann der Täter den seelischen Halt verlieren und nach seiner Entlassung erneut straffällig werden. Aber man muss auch die Sicht des Opfers und der Angehörigen berücksichtigen. Sie leiden ebenfalls lebenslänglich. Das Opfer ist nicht auf Bewährung tot, weshalb eine Bewährungsstrafe wiederum zu milde erscheint. JULIA ENGELS, Elsdorf

Dicke Kisten

betr.: „Autofahrer sind Mörder“, taz vom 28. 2. 17

sehr schöner vergleich: amerika und schusswaffen = freiheit. deutschland = freie fahrt für freie bürger. jeder kompensiert, das ist vollkommen normal. ein ehrlicher ansatz wäre, freiheit tatsächlich zu fördern. dann muss auch nicht so viel kompensiert werden. ein paar sachzwänge sind womöglich auch gar nicht so unnatürlich. wenn das so gesehen werden kann, muss auch weniger kompensiert werden. persönliche freiheit nicht auf kosten dritter zu erreichen könnte ja auch mal ein wenig attraktiver dargestellt werden. aber nein, die kisten werden immer dicker. immer aggressiver. immer hässlicher! und die verkehrspsychologen setzen dem ganzen noch die krone auf. blase? parallelwelt? also sachen gibt’s – da staunt der laie.

BORIS KRUMM, Hopfgarten

Autorennen überall

betr.: „Autofahrer sind Mörder“, „Der Fetisch der Deutschen“, taz vom 28. 2. 17

Ich lese die Schlagzeile und denke: „Sind sie jetzt bescheuert?“ Soso, „Autofahrer sind Mörder“. Wo bleibt das allerorten Begriffe bis zur Unkenntlichkeit entstellende Binnen-I (oder Sternchen etc.)? Nur männliche Täter bislang? Geschenkt, aber diese Form der Geschlechterdiffamierung ist mehr als schlechter Stil, ist plumper Populismus. Und was soll die bewusste Analogie zu dem Spruch „Soldaten sind Mörder“? Soll sie suggerieren, jene Raser hätten willentlich die Vernichtung von einer gegnerischen Partei Zugehörigen provoziert?

Ich bringe den Bleifußbeklopptniks keineswegs Verständnis entgegen, aber bei einer derart oberpeinlichen Schlagzeile schaut man halt etwas genauer hin. Der Kommentar fällt in die gleiche Kategorie. Ein kurzer Blick in die WHO-Statistik vom 19. Oktober 2015 hätte gezeigt, dass in den USA im Jahr 2013 mit insgesamt 10,6 Verkehrstoten auf 100.000 Erwachsene mehr als doppelt so viele Menschen starben als in Deutschland mit 4,3. Bei den Werten nur auf das Auto bezogen sieht die Situation mit 6,8 gegenüber 2,0 noch deutlicher aus. Das „Durchdrücken des Gaspedals als Inbegriff der Freiheit“ in Deutschland – das klingt in diesem Zusammenhang so, als seien illegale Autorennen ein rein deutsches Problem.

JOCHEN KIESSLING, Landau

Weibliche Lust

betr.: „Wissen macht ooohjaaah“, taz vom 28. 2. 17

Schön, dass es Menschen gibt, die sich dem Thema der weiblichen Lust widmen. Leider immer noch viel zu wenige und viel zu selten.

In einer weiteren spannenden Studie gaben übrigens 85 Prozent der befragten Männer an, dass ihre Partnerin beim letzten Sex einen Orgasmus hatte. Was nur von 64 Prozent der Frauen bestätigt wurde.

Wenn die Autorin Kommunikation fordert, kann ich ihr daher nur zustimmen. Sie scheint mehr als notwendig. Mindestens so wichtig ist jedoch Wissen über die eigene Sexualität.

Das Wissen zum Beispiel, dass es eine nervliche Verbindung von der Vagina zum Gehirn gibt, das keine zwei Frauen auf der Welt gleich innerviert sind, dass es drei sexuelle Zentren gibt (Klitoris, Vagina, Muttermund), und vor allem das Wissen darüber, was jeder Einzelnen von uns gefällt.

Es ist überfällig, dass wir Frauen die Sache „selbst in die Hand nehmen“ und uns Wissen darüber verschaffen, was wir wie genießen möchten. Nur so können wir aus den patriarchalen Vorgaben und Vorstellungen aussteigen und uns wirklich sexuell befreien. Denn wir rennen immer noch den Ideen hinterher, die uns sagen, wie wir Frauen beim Sex funktionieren sollen.

YVONNE IRLE, Berlin

Erdoğans Welt

betr.: „Journalismus ist kein ­Verbrechen, taz vom 1. 3. 17

Wenn Despoten wie Herr Erdoğan dabei sind, sich ihre eigene Welt aufzubauen, und dabei die Pressefreiheit beschnitten wird, dann sollte die restliche Welt endlich wach werden und sehen: Da spielt jemand mit dem Feuer! Wenn dann auch noch Journalisten in Haft sitzen, weil die Regierung diese Kommentare nicht haben möchte, dann wurde wieder ein Stein der Demokratie in diesem Land entfernt!

RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Deniz besuchen!

betr.: „Regierung fordert Zugang zu Deniz Yücel“, taz vom 2. 3. 17

Die adäquate Antwort auf die Verhaftung Yücels und die „privaten“ Auftritte türkischer Minister hier im Land wäre nicht das offizielle Erscheinen von deutschen Ministern in Ankara.

Deutsche Bundes- und Landesminister müssten reihum – als Privatleute mit beiläufiger Medienbegleitung – nach Istanbul/Silivri fahren und Besuchserlaubnis bei Deniz und anderen inhaftierten Journalisten einfordern und einlösen. Das wäre diplomatisch unkritisch, zeigte die so oft eingeforderte Zivilcourage und würde die Türkei dort beleuchten, wo sie lieber im Dunklen bliebe, zum Beispiel in Silivri. ANDRÉ PODSZUS, Norderstedt