DIE BLUTIGE TRAGÖDIE

18.313.594 Algerier sind heute aufgerufen, über die „Charta für Frieden und nationale Aussöhnung“ von Präsident Abdelasis Bouteflika abzustimmen. Diese sieht eine Generalamnestie für bewaffnete Islamisten sowie Polizisten und Soldaten vor, die einander in den Neunzigerjahren blutig bekämpft haben. 150.000 Tote und 6.146 Verschwundene lauten die offiziellen Opferzahlen – sogar 200.000 Tote und bis zu 20.000 Verschwundene, meinen unabhängige Quellen.Neben nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen sprechen sich nur die Front der Sozialistischen Kräfte (FFS) von Hocine Ait Ahmed und die 1992 verbotene Islamische Heilsfront (FIS) gegen die Charta aus. Sie fordern „Wahrheit und Gerechtigkeit“ nach dem „dunklen Jahrzehnt“ ein.Während die Führer der FIS-nahen Armee des Islamischen Heils (AIS), die im Jahr 2000 die Waffen gestreckt hat, an der Ja-Kampagne teilnehmen, wird die FIS selbst für immer vom politischen Leben ausgeschlossen bleiben, kündigte Bouteflika an. Die bisher für ihre Kritik am Regime bekannte Chefin der Arbeiterpartei (PT), Louisa Hanoune, wirbt ebenfalls für die Charta. Die Forderungen der Kritiker bezeichnet sie als „Erpressung“. „Wir haben die Wahl zwischen der Politik von Bush und einer algerischen Lösung der Krise“, begründet die Trotzkistin ihre Position. REW