Es rumpelt im Sylt-Verkehr

Ersatz-Wagen

Einen ungünstigeren Zeitpunkt für die Übernahme des Bahnverkehrs zwischen Hamburg und Sylt hätte es für die Bahn-Tochter DB Regio kaum geben können: Einen Monat zuvor war die gesamte Flotte von 90 Waggons, mit der die Nord-Ostsee-Bahn bis dato Sylt bediente, ausgefallen. Jetzt muss sich die DB Regio mit dem Ersatzverkehr und verärgerten Pendlern herumschlagen. Wegen der anhaltenden Probleme hat der Landkreis Nordfriesland für Mittwoch zu einem „Bahngipfel“ nach Niebüll eingeladen.

Die 90 Waggons waren am 11. November aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen worden, nachdem eine Kupplung an einem Wagen abgerissen war. So etwas dürfte eigentlich nicht vorkommen, denn Kupplungen sind kein Verschleißteil: Sie sollen ein ganzes Fahrzeugleben halten.

Seit drei Monaten untersuchen Experten der beteiligten Hersteller- und Betreiberfirmen, was zu dem Schaden geführt haben könnte. Bis sie zu einem Ergebnis gekommen sind, muss sich die DB Regio mit einem Sammelsurium von Waggons behelfen, die der Landkreis als „weitgehend historisch und nicht barrierefrei“ tituliert.

Moderne Ersatzwagen zu beschaffen sei schwierig, räumt der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein ein, der für das Land die Verkehrsunternehmen beauftragt. Wegen der hohen Kosten hielten die Unternehmen keine Reserven vor.

Die nun eingesetzten alten Fahrzeuge sind anfällig und müssen besonders häufig gewartet werden, was dadurch erschwert wird, dass es sich um ein Sammelsurium unterschiedlicher Wagentypen handelt. Die Folge: Es rumpelt ziemlich im Verkehr nach Sylt.

Zwar habe sich der Fahrplan durch das Ersatzkonzept mit 108 Wagen stabilisiert, räumt der Landkreis ein. Doch die Kapazitäten reichten nicht aus. „Betroffene Berufspendler kommen auch nach über drei Monaten Ersatzkonzept nicht verlässlich zur Arbeit oder nach Hause“, kritisiert die Verwaltung.

Die Sylter Unternehmen hätten bereits festgestellt, dass Arbeitskräfte abwanderten – dabei habe die Saison auf der Insel noch nicht begonnen. Weil die Wohnungen auf Sylt knapp sind, pendeln täglich Tausende Beschäftigte vom Festland. Wenn dann noch die Urlauber mit ihrem Gepäck dazukämen, sei das Chaos programmiert, befürchtet der Landkreis. KNÖ