Hymne wird weiblich

Die österreichische Gesundheits- und Frauenministerin will die Bundeshymne gendergerecht umtexten lassen

WIEN taz ■ „Heimat bist du großer Söhne“, heißt es in der ersten Strophe der österreichischen Bundeshymne zur Melodie von Mozarts Freimaurerkantate. Das soll sich ändern, denn Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat, ÖVP, hat das Gender Mainstreaming entdeckt. Sie hat den Text der Dichterin Paula Preradović, der 1947 aus einem Wettbewerb siegreich hervorgegangen war, anpassen lassen. „Heimat großer Töchter, Söhne“, soll es da politisch korrekt heißen. „Brüderchöre“ werden zu „freud’gen Chören“ und das „Vaterland“ muss dem neutralen „Heimatland“ weichen.

Die Idee ist nicht neu. SPÖ-Frauenstaatssekretärin Johanna Dohnal, die in den 80er-Jahren Ähnliches angeregt hatte, war ihrer Zeit eindeutig zu weit voraus. Unter dem Hohn der ÖVP, aber auch eigener Parteifreunde wurde das Projekt begraben. Vor elf Jahren forderten die Grünen eine gendergerechte Hymne. Siegreichen Schifahrerinnen sei es nicht zuzumuten, auf dem Podest nur die großen Söhne gepriesen zu hören. Ein Initiativantrag scheiterte im Parlament.

Jetzt zeigen sich die Konservativen an vorderster Front im Geschlechterkampf. Nur der kleine Koalitionspartner spielt nicht mit. BZÖ-Chef Jörg Haider betrachtet das Vorhaben als „Schwachsinn.“ Die Grünen würden zwar, ebenso wie die SPÖ, zustimmen, doch vermissen sie Initiativen der Ministerin zur Förderung der Frauen. Vizechefin Eva Glawischnig. „Wenn da die Frauenpolitik endet, dann gute Nacht.“ RALF LEONHARD