heute in hamburg
: „Strikte Abgrenzung“

AfD Im Bürgerhaus Wilhelmsburg werden Strategien zum Umgang mit der AfD diskutiert

Felix Krebs

52, Autor und im Bündnis gegen rechts, recherchiert seit mehreren Jahrzehnten zur extremen Rechten in Hamburg.

taz: Warum muss im Bürgerhaus Wilhelmsburg über die AfD diskutiert werden, Herr Krebs?

Felix Krebs: Es gab ja eine Kontroverse über die Raumvergabe an die AfD durch das Bürgerhaus. Die war meiner Meinung nach zu entkoppelt von dem, was die Partei sowohl inhaltlich als auch personell darstellt. Es muss konkret diskutiert werden, wie zukünftig mit der Raumvergabe an die AfD – nicht nur in Wilhelmsburg, sondern in ganz Hamburg – umgegangen werden soll. Das Ziel ist in erster Linie, aufzuklären: Was macht die AfD in Hamburg? Wer sind ihre wichtigste ProtagonistInnen?

Werden Veranstaltungen dieser Art Ihrer Erfahrung nach auch von SympathisantInnen der AfD besucht?

Eher nicht. Zum Glück trauen sich die AfD und ihre AnhängerInnen sehr wenig an die Öffentlichkeit. Wenn aus dem Publikum eine AfD-nahe Äußerung kommt, werde ich dazu sicherlich nicht schweigen. Unsere Veranstaltung richtet sich allerdings ausdrücklich nicht an potenzielle WählerInnen der AfD, sondern an ihre GegnerInnen. Ich würde mich auch nicht mit jemandem von der AfD aufs Podium setzen.

Richten solche Veranstaltungen etwas aus, oder kommt es hauptsächlich zur gegenseitigen Bestätigung unter Gleichgesinnten?

Im besten Fall bleibt es ja nicht bei der Aufklärung. Wir haben auch zum Ziel, konkrete Strategien gegen die Partei zu entwickeln: zunächst natürlich im Bundestagswahlkampf, dann aber auch darüber hinaus – das ist durchaus ein wichtiger und effektiver Bestandteil des Engagements gegen den Aufstieg der AfD.

Glauben Sie, damit lässt sich eine Etablierung der Partei im parlamentarischen System verhindern?

Ich befürchte, dass die AfD in den Bundestag einziehen wird. Trotzdem sollte man weiterhin einen strikten Kurs der Abgrenzung gegenüber der AfD fahren. Man darf nicht vergessen: Die AfD ist keine normale Partei wie die anderen momentan im Bundestag vertretenen Parteien.

Welche Strategien gegen diese Partei schlagen Sie vor?

Man muss ihr weiterhin die Öffentlichkeit streitig machen, zum Beispiel, indem man ihr keine Räume zur Verfügung stellt und protestiert, wo sie auftritt. Auch die Auseinandersetzung mit Stammtischparolen ist wichtig, um ihr etwas entgegenhalten zu können. Und sollte es zum Einzug der AfD in den Bundestag kommen, so wird die Abgrenzung von der AfD auch zur parlamentarischen Aufgabe.

Interview Lena Eckert

Vortragsdiskussion „Nationalismus, Rassismus, AfD?“: 19 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg