Punks suchen Laden

SUBKULTUR Seit 20 Jahren engagiert sich die „Kirche von Unten“ in der Jugendarbeit. Jetzt droht das Aus

„K.einer v.ertreibt U.ns“, verkündet kämpferisch ein Plakat der Kirche von Unten (KvU). In den Arkonahöfen in Mitte haben Jugendliche und zwei Sozialarbeiter in den vergangenen 20 Jahren einen Rückzugsort für Subkultur aufgebaut. Im Keller unterhalb des buntbemalten Cafés befinden sich ein Werkraum, ein Probenraum für Bands und eine Konzertbühne. Doch das Mietverhältnis des Vereins endet am 31. Dezember. Bisher wurde der Vertrag alle fünf Jahre verlängert. Nun will ein neuer Besitzer die Gebäude anders nutzen.

Mit der Vertreibung aus den alten Räumen hat sich KvU trotz des kämpferischen Plakats mittlerweile abgefunden. Der neue Eigentümer verweigerte jedes Gespräch. Nun bemüht sich der Verein um „massive Unterstützung“ bei der Suche nach einem neuen Standort, heißt es in einem Schreiben, das KvUler vergangene Woche im Jugendausschuss des Abgeordnetenhauses verteilten. Dabei sieht sich die KvU als Gentrifizierungsopfer: Der jetzige Eigentümer, die in Wien ansässige Firma Immowert Arkonahöfe Berlin GmbH, will das Gebäude sanieren und Eigentumswohnungen schaffen.

Das Jugendprojekt ging einst aus dem Kirchentag von Unten hervor, der zu DDR-Zeiten ein Forum für Oppositionelle war. Heute heißt es auf der KvU-Website ironisch: „Mit kirchlichen Institutionen haben wir ungefähr so viel zu tun wie die Bundesregierung mit der Verfassung.“ Das „Gentrifidingsbums ist Moppelkotze“, sagt Benny Baupunq. Der Punk ist der inoffizielle Hausmeister des Projekts. „Ohne uns wird die Gegend zum Dorf. Die Leuten checken nicht, dass sie den Szenekiez zerstören, in dem sie leben wollen“, sagt Baupunq.

Geld vom Senat

Im Bildungsausschuss checkt man die Lage nicht nur, sondern hält sich auch für zuständig. Schließlich unterstütze die Senatsverwaltung für Jugend die KvU mit etwa 80.000 Euro im Jahr, wie Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) erklärt. Den Antrag der Piratenfraktion, den KvU-Standort zu sichern, wollen die Abgeordneten der Regierungsparteien trotzdem nicht annehmen. Begründung: Die KvU selbst sei ja schon bereit, einen neuen Standort zu akzeptieren. Und den Kompromissvorschlag, den Antrag dahingehend umzuformulieren, dass man die KvUler bei der Suche unterstütze, lehnen seine Fraktions- und KoalitionskollegInnen auch ab: Denn das tue man ja schon, hatte Staatssekretärin Klebba zuvor bereits erklärt.

Die KvU-VertreterInnen ziehen sich mit einem zweifelhaften Sieg zurück: Anerkennung für ihr Problem bekommen sie, Zusicherung für Unterstützung aber nur mündlich. Aus dem KvU-Keller, wo noch das Schlagzeug steht, wird wohl eine Tiefgarage. B. MOSCOVICI, A. WIERTH