Karsai treibt seine Freunde zur Verzweiflung

AFGHANISTAN Mehr Truppen? Weniger Truppen? Früher abziehen? Später? Was passiert davor und danach? Die Großen der Welt, von Barack Obama bis Karl-Theodor zu Guttenberg, werden immer unschlüssiger

KABUL ap/afp | Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat bei einem überraschenden Besuch in Afghanistan Forderungen an die Präsident Hamid Karsai gestellt. Die Regierung Karsai müsse vor der Anfang 2010 geplanten internationalen Afghanistankonferenz „vernünftige Zielsetzungen“ festlegen. „Wir wollen wissen, was die afghanische Regierung als nächste Ziele plant“, sagte er.

Guttenberg kündigte an, Deutschland werde das Bundeswehrmandat zunächst voraussichtlich unverändert verlängern. Am Mittwoch hatte er bei der Nato in Brüssel eine Aufstockung des deutschen Truppenkontingents nicht ausgeschlossen. Zugleich solle ein Datum für den Abzug festgelegt werden. Die „Sankt-Nimmerleins-Haltung“ sei „nicht mehr tragbar“.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte in London, die Nato müsse mehr Kräfte und Mittel nach Afghanistan schicken, wolle aber die Verantwortung bereits ab 2010 an die Afghanen übergeben. „Solch eine Übergabe kann schon nächstes Jahr in einigen Bezirken Afghanistans beginnen“, sagte Rasmussen. Hintergrund für die Übergabepläne ist der immer lauter werdende Ruf nach einem Abzug aus Afghanistan. US-Kommandeur McChrystal zufolge müsste die Nato dafür 400.000 afghanische Soldaten und Polizisten ausbilden – mehr als doppelt so viele wie bisher geplant. US-Präsident Barack Obama ist trotz wochenlanger Beratungen offensichtlich mit allen Optionen einer Truppenaufstockung in Afghanistan unzufrieden. Er verlange vor allem eine Klärung der Frage, wie und wann die US-Streitkräfte mehr Verantwortung an die Regierung in Kabul abgeben könnten, berichtete der TV-Sender CNN am Donnerstag. Zuvor hatte der US-Botschafter in Kabul, Karl Eikenberry, laut Medienberichten starke Bedenken zur Entsendung zusätzlicher US-Soldaten geäußert.