Gipfel der Verdrängung

G20-Treffen

Sie sollten zum G20 Gipfel besser die Stadt verlassen oder zumindest die Messe und die City meiden, hatte Mitte-Bezirkschef Falko Droßmann Hamburgs Obdachlosen in der Straßenzeitschrift Hinz & Kunzt geraten. Gemeint habe er das jedoch nicht so, sagte er hinterher und behauptete in der Bild-Zeitung, das Zitat sei nicht autorisiert gewesen.

Laut Birgit Müller, der Chefin von Hinz & Kunzt, sei man sich während des Gesprächs mit Droßmann noch einig gewesen. „Wir fürchten, dass Obdachlose während des Gipfels zwischen die Fronten geraten könnten“, sagte sie der taz. Einige Obdachlose seien schon jetzt von der Polizei darauf hingewiesen worden, dass sie eventuell ihre Platte räumen müssen. Für das Straßenmagazin steht fest: Eine Lösung muss her und die Sozialbehörde ist am Zug.

„Sie muss dafür sorgen, dass die Obdachlosen dauerhaft ein Dach über dem Kopf haben – und zwar alle von ihnen“, fordert Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter von Hinz & Kunzt. Angesichts des Gipfeltreffens Anfang Juli drängt die Zeit.

Doch die Sozialbehörde hat noch keine Lösung vorzuweisen und rechnet nicht mit großen Schwierigkeiten. „Grundsätzlich ist nicht damit zu rechnen, dass es stadtweit relevante Auswirkungen des G20-Gipfels geben wird“, sagte Marcel Schweitzer, Sprecher der Behörde. Ausgenommen seien wenige Orte wie rund um die Messehallen. Wie viele Obdachlose dort auf der Straße leben, kläre die Behörde aktuell gemeinsam mit Sozialarbeitern.

Die Frage nach alternativer Unterbringung stellt sich für die Behörde erst danach. Wie die Alternative aussehen könnte, prüfe die Behörde erst anschließend. Doch das könne noch bis Juni dauern. Für Karrenbauer ist das zu spät. Er schätzt, dass 300 Menschen einen alternativen Schlafplatz brauchen werden. Die Information über eine Unterkunft müsse sich zeitnah unter den Obdachlosen verbreiten, am besten per „stille Post“.

Karrenbauer schlägt vor, das Winternotprogramm wieder zu öffnen und ein Gebäude nahe des Michel bereitzustellen. Schweitzer will sich auf taz-Anfrage nicht dazu äußern, doch aussichtsreich scheint der Vorschlag aus Sicht der Behörde nicht zu sein: Für die Nutzung des Gebäudes am Michel liege keine Genehmigung vor. PIEP