„Abzug aller US-Truppen aus dem Irak“

TeilnehmerInnen einer Großdemonstration in Washington fordern Amtsenthebung von Präsident Bush wegen seiner Lügen zur Rechtfertigung des Krieges. RednerInnen verknüpfen hohe Ausgaben mit der mangelhaften Hilfe für „Katrina“-Opfer

AUS WASHINGTON ANDREAS ZUMACH

Bei der größten Demonstration seit Beginn des Irakkrieges im März 2003 haben am Samstag in Washington über 200.000 AmerikanerInnen das „Ende der Besatzung Iraks und den sofortigen Abzug aller US-Truppen“ gefordert. Die Demonstranten warfen US-Präsident George W. Bush, seinem Vize Richard Cheney sowie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor, das Land mit „Lügen über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen in den Krieg gestürzt“ zu haben. Kleinere Demonstrationen fanden in Los Angeles, San Francisco und Seattle statt.

Die meisten RednerInnen bei der Abschlusskundgebung in der „Mall“ – einem Grünstreifen zwischen Weißem Haus und Kapitol – verknüpften das Thema Irak mit den katastrophalen Auswirkungen des Hurrikans „Katrina“. Die „horrenden Ausgaben“ für den Irakkrieg und die anhaltende Besatzung (bislang rund 250 Milliarden US-Dollar) seien „ein wesentlicher Grund für das schwere Versagen der Bush-Administration“ bei der Prävention in den von Hurrikans bedrohten Regionen der Golfküste wie bei der Hilfe für die „Katrina“-Opfer, erklärte Jesse Jackson, einer der Führer der Afroamerikaner.

Die Abgeordnete Cinthia MCinney, eine von fünf demokratischen Kongressmitgliedern, die als RednerInnen bei der Kundgebung auftraten, forderte unter Verweis auf die „manipulierte Wahl“ von Präsident Bush im Jahr 2000 den „umgehenden Rücktritt der kriminellen Gang, die unser Land unrechtmäßig regiert und in diesen unsinnigen Krieg gestürzt hat“. Andere RednerInnen verlangten ein Amtsenthebungsverfahren gegen Bush, weil er den Kongress bei den Begründungen für den Irakkrieg belogen habe und verantwortlich sei für den Tod von inzwischen mehr als 1.900 US-Soldaten sowie von über 100.000 IrakerInnen. Als Symbol für diese Todesopfer stellten Demonstranten auf der „Mall“ über 1.000 weiße Holzkreuze auf.

Cindy Sheehan, Mutter eines gefallenen Soldaten, erklärte, der Krieg im Irak sei „kein einziges Leben eines amerikanischen Soldaten mehr wert“. Sheehan hatte im August mit ihrem Protest vor Bushs Landsitz in Crawford, Texas, die Antikriegsbewegung neu belebt.

Die Kundgebung in Washington wurde von „United for Peace and Justice“ (Vereinigt für Frieden und Gerechtigkeit) koordiniert, einem Bündnis mit einem hohen Anteil afroamerikanischer Organisationen und Aktivisten.

Jüngsten Umfragen zufolge verliert der Präsident beim Thema Irak an Unterstützung. 63 Prozent der Befragten forderten in einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Gallup, die US-Streitkräfte sollten ganz oder teilweise abgezogen werden. 54 Prozent sagten, die Regierung solle mehr Mittel für die Hurrikanopfer und weniger für den Krieg ausgeben.