Bericht über US-Folter

Human Rights Watch: Elitesoldaten misshandeln irakische Gefangene – teilweise zum eigenen Stressabbau

WASHINGTON afp ■ Auch Angehörige von Eliteeinheiten der US-Armee haben einem Bericht zufolge irakische Gefangene gedemütigt, misshandelt und gequält. Soldaten der angesehenen 82. US-Fallschirmdivision hätten mehreren Gefangenen mit roher Gewalt Arme und Beine gebrochen, berichtete die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Freitag unter Berufung auf ranghohe Mitglieder der Division. Truppenmitglieder hätten Häftlinge extremer Hitze oder Kälte ausgesetzt, ihnen nichts zu essen und zu trinken gegeben, sie nicht schlafen lassen oder sie brutal verletzt.

Um Häftlinge zu demütigen, hätten Soldaten der Fallschirmdivision sie in einem Lager in der Nähe von Falludscha bisweilen zu menschlichen Pyramiden aufgeschichtet, hieß es in dem HRW-Bericht. Andere Gefangene hätten mit ausgestreckten Armen volle Wasserkanister vor sich halten müssen, in die fast zwanzig Liter passten. Der Missbrauch von „PUCs“ („persons under control“), wie die Soldaten die Gefangenen nennen, habe teils dazu gedient, bei den Soldaten „Stress abzubauen“.

„Jeder im Lager hat gewusst, dass man nur in ein PUC-Zelt gehen musste, wenn man seinen Frust loswerden wollte“, sagte ein Unteroffizier. „Es war eine Art Sport.“ Einer seiner Kameraden habe sich von einem Häftling einen Baseballschläger aus Metall geben lassen; dann habe er ihm befohlen, sich vornüberzubeugen, und ihm das Bein mit dem Schläger gebrochen.

„Solange es keine toten PUCs gab, ist das eben vorgekommen“, berichtete ein weiterer Unteroffizier. „Wir haben Gerüchte von PUCs gehört, die gestorben sind, also haben wir aufgepasst. Wir haben es bei gebrochenen Armen und Beinen und so einem Mist belassen.“ Die von HRW zitierten Fälle bezogen sich auf den Zeitraum von September 2003 bis April vergangenen Jahres; die betroffenen Soldaten gehörten dem I. Bataillon des 504. Regiments der 82. Fallschirmdivision an. Vielfach habe der Militärgeheimdienst die Misshandlungen sogar vor Befragungen angeordnet, hieß es in dem Bericht. Vorgesetzte Offiziere – auch außerhalb des Geheimdienstes – hätten davon gewusst.

„Die Schilderungen legen nahe, dass die Misshandlung von Gefangenen durch das US-Militär sogar noch weiter verbreitet ist, als bislang zugegeben wurde, selbst unter Soldaten, die zu den bestausgebildeten, meistausgezeichneten und hochgeachteten Einheiten der Armee gehören“, stellte HRW fest. Zumindest ein in dem Bericht zitierter Hauptmann habe wiederholt versucht, die Misshandlungen an höhere Stellen zu melden. Er sei dort aber nicht zur Kenntnis genommen, sondern ermahnt worden, an seine Karriere zu denken.