Klinik führt qualifizierte Leichenschau ein

Medizin Als Konsequenz aus den Morden des Krankenpflegers Niels H. führt die Klinik in Delmenhorst eine qualifizierte Leichenschau ein

Nach der Mordserie eines Krankenpflegers an Patienten hat das Delmenhorster Josef-Hospital als bundesweit erstes Klinikum eine „qualifizierte Leichenschau“ eingeführt. Seit März werde jeder Patient, der eines natürlichen Todes, etwa infolge einer Krankheit, im Klinikum gestorben sei, zusätzlich von einem speziell geschulten externen Rechtsmediziner untersucht, teilte das Hospital am Mittwoch mit. So soll ein unnatürlicher Tod schneller entdeckt werden.

Der frühere Krankenpfleger Niels H. wurde 2015 wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte im Klinikum Oldenburg und dem Krankenhaus Delmenhorst, das seit dem vergangenen Jahr Josef-Hospital heißt, Patienten ein Herzmedikament gespritzt, um bei der Reanimation als Held dastehen zu können. Während des Prozesses gestand er weitere 30 Morde. Die Polizei untersucht zudem rund 200 Verdachtsfälle und lässt dafür die Toten exhumieren. Der Fall hatte deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt, weil der Täter über Jahre hinweg getötet hatte, ohne dass dies auffiel.

Künftig werde bei Todesfällen wie schon bisher ein Klinik­arzt den Tod feststellen und dokumentieren, erläuterte Geschäftsführer Thomas Breidenbach auf Nachfrage. Kreuze der behandelnde Arzt auf dem Totenschein eine natürliche Todesursache an, werde der Tote von einem Arzt der Gerichtsmedizin Bremen untersucht, der die Todesumstände erneut bewerte. Habe dieser Zweifel an einer natürlichen Ursache, würden die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft informiert. Allerdings nehme der Rechtsmediziner nur eine äußerliche Leichenschau vor. Viele Angehörige lehnten eine Leichenöffnung ab.

Bereits im August 2015 hatte das Krankenhaus schon einmal eine qualifizierte Leichenschau eingeführt. Allerdings musste das Projekt wegen bürokratischer Hürden eingestellt werden. (epd)