Porträt
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Sie pfeift jetzt in einer anderen Liga: Bibiana Steinhaus Foto: dpa

Die Coole im Oberhaus

Pfeifend Geschichte schreiben, das muss man erst mal können. Bibiana Steinhaus hat ein Rezept, um das hinzubekommen: Die 38-jährige Hannoveranerin wird die erste Schiedsrichterin in der Ersten Bundesliga der Männer.

Als „sympathisch und absolut kompetent“ beschreibt der ehemalige Fußballer Patrick Owomoyela Steinhaus auf Twitter und bezeichnet ihren Aufstieg als „überfällig“. Boris Pistorius, Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport, stellt fest, dass Steinhaus sich ihren „Aufstieg über einen langen Zeitraum redlich verdient“ habe.

Tatsächlich war dieser Zeitraum wohl etwas länger, als er es hätte sein müssen. Babak Rafati, selbst ehemaliger Schiedsrichter, sagte vor einem Jahr über die hauptberufliche Polizeibeamtin: „Sie hat ihre eigene Meinung, ist eine dominante Persönlichkeit und lässt sich nichts gefallen.“

Das kommt Steinhaus, die derzeit im Sportreferat des Innenministeriums arbeitet, in ihrem Job womöglich zugute. Ihrer Berufung in die Erste Liga standen aber wohl genau diese Eigenschaften im Wege. Sie kämen „bei den Oberen nicht gut an“, sagte Rafati.

Und so stellte Steinhaus eine weitere Eigenschaft unter Beweis: Geduld. Übrigens auch gegenüber dem ehemaligen Bayern-Coach Pep Guardiola. Den ließ sie 2014 cool abblitzen, als sie noch Schiedsrichter-Assistentin war und er sie unter Volldampf überzeugen wollte, im Spitzenspiel bei Borussia Mönchengladbach noch ein paar Sekunden Nachspielzeit zu geben.

Damals kam Guardiola wahrscheinlich einfach zu spät. „Gegenseitige Erwartungshaltungen frühzeitig auszutauschen“ findet Steinhaus zentral für ein gutes Spiel. Sie will eine „Begegnung auf Augenhöhe schaffen“, sagt sie. Das wiederum hätte eigentlich funktionieren müssen. Mit 1,81 Metern ist sie nur einen Zentimeter größer als Guardiola.

Wie auch immer: So richtig begeistert ist sie vom aktuellen Rummel um sie nicht. „Mein Ziel ist es, dass Schiedsrichterinnen im Profifußball zur Normalität werden und sie zum Spiel einfach dazugehören“, sagt sie dfb.de und fügt hinzu, sie wolle an ihren Leistungen gemessen werden und nicht als Frau im Blickpunkt stehen.

Da hat sie möglicherweise noch einen langen Weg vor sich. Jedenfalls finden die MacherInnen von dfb.de: „Die Frage muss sein: Was machen Sie als Schiedsrichterin anders als ihre männlichen Kollegen?“ Sie antwortet: „Kaum etwas.“ Die Geduld, die sie bereits bewiesen hat, wird sie wohl weiterhin brauchen, um bei solchen Fragen cool zu bleiben. Aber vielleicht schafft sie es ja auch, auf sie zu pfeifen. Wie auf die Liebesbriefe, die sie regelmäßig von Fans bekommt. Lena Eckert