Ein Treffen nicht nur unter Freunden

IWF und Weltbank versammeln sich in Washington zu ihrer Jahrestagung. Umstrittene Themen: die chinesische Währung, der Einfluss des Westens in den beiden Institutionen und der Schwenk zu Großprojekten. EU will nicht an Einfluss verlieren

VON ARIANE BRENSSELL

Die Weltbank setzt wieder verstärkt auf Megaprojekte, offiziell etwas nebulös „Infrastrukturbereich“ genannt. Gemeint sind große Staudämme, Autobahnen, aber auch Schienennetze. In diesem Bereich will die Bank ihre Kredite in den nächsten drei Jahren auf 40 Prozent steigern – dieses Vorhaben soll auf der diesjährigen Jahrestagung von IWF und Weltbank am Wochenende in Washington verhandelt werden.

Eine interne Studie empfiehlt, die Kreditvergabe für Großinvestitionen von derzeit 7,4 auf 10 Milliarden Dollar jährlich zu erhöhen. Weltbank-Chef Wolfowitz greift diese Idee jetzt auf – obwohl seine Bank nicht immer gute Erfahrungen mit Großprojekten gesammelt hat, basieren sie doch alle auf einer „high risk/high reward“-Strategie. Jeder Flop kostet viele Millionen.

Und noch ein weiteres Thema steht auf der Tagesordnung: Im Entwicklungsausschuss soll über die Stimmverteilung bei IWF und Weltbank neu verhandelt werden. Transformations- und Schwellenländer drängen seit Jahren darauf, dass sie stärker beteiligt werden. Dies wurde bislang durch die Industrieländer verhindert. Allein die USA besitzen in beiden Institutionen eine Sperrminorität mit 16 bzw. 17 Prozent der Stimme. Die EU-15 haben 30 Prozent beim IWF und 25 Prozent bei der Weltbank. IWF-Chef Rodrigo de Rato ist offen für eine Reform. Allerdings betonte der Spanier schon im Vorfeld, dass Veränderungen bei den Quoten „nicht auf Kosten der Europäer gehen“ dürften.

Auch die chinesische Währung ist wieder Thema. IWF, Weltbank und vor allem die USA dringen darauf, dass der Yuan weiter aufgewertet wird. Daher wurden gestern schon vorab der chinesische Finanzminister Jin Renqing und Notenbankpräsident Zhou Xiachuan nach Washington eingeladen.

Die USA werfen China vor, sich mit dem Yuan-Kurs einen Vorteil im Welthandel zu verschaffen. Amerikanische Handelsverbände bringen immer wieder vor, dass der Yuan um mindestens 40 Prozent unterbewertet sei. Deshalb könnten chinesische Unternehmen ihre Waren auf dem Weltmarkt weit günstiger anbieten als die Konkurrenz aus den USA, Europa oder Japan. Das Handelsdefizit der USA erreichte im vergangenen Jahr den Rekordwert von 162 Milliarden Dollar. Diesmal dürfte es noch höher liegen. China hat im Juli angekündigt, beim Yuan eine Schwankungsbreite von 2,1 Prozent zuzulassen.