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: Mit dem Olivenöl ist’s weitgehend Essig

Ranzig bis schlammig, mit modrig-feuchter Note, so mundet das beliebte Olivenöl – diese sanfte Brise Italien im Tomatensalat, dieser Hauch von Spanien, der das Abendbrot verzaubert … Ein wenig Weichmacher wie Diethylhexylphthalat (DEHP) rundet den Geschmack ab.

Das kulinarische Wundermittel stinkt – sagt die Stiftung Warentest. Von wegen „sehr gut“. Kein einziges der 26 getesteten Öle schaffte die Bestnote, gerade fünfmal gab es „gut“. Und oft ist Olivenöl richtig schlecht: Neun der 26 „nativ extra“-Produkte bewerteten die Tester mit mangelhaft.

Aus gärigen Oliven gepresst bekommt das Öl eine „stichige Note“; lagert man die Oliven feucht, dann schmeckt das Öl nachher „modrig“. Rückstände in der Flasche machen es „schlammig“ – etwa beim „ener Bio italienisches Olivenöl nativ extra“ des Drogerie-Discounters Rossmann, das sich laut EU-Verordnung gar nicht „nativ extra“ nennen dürfte.

In der Test-Sektion „mangelhaft“ finden sich auffallend viele Bio-Öle – von „Gut&Gerne Olivenöl aus Kalamata“ über das „Bio-Wertkost Öl“ von Edeka, Naturkinds „Natives Olivenöl extra“ (Kaisers/Tengelmann) bis zu Naturatas „Olivenöl aus Kreta nativ extra aus kontrolliert biologischem Anbau“.

Hat der Nachbar schon zu viele nervige Kinder? Ein Salat mit „Gut&Gerne“-Öl kann Abhilfe schaffen. Es ist nämlich voller DEHP. Der Weichmacher gilt als Krebs erregend, greift ins Hormonsystem ein und beeinträchtigt zudem die Fortpflanzungsfähigkeit.

Wie gesund Olivenöl doch angeblich immer war: Fett, das nicht dick macht, den Cholesterinspiegel senkt und leicht verdaulich ist. Sogar Kopfschmerz, Krebs, Arterienverkalkung und das allseits unbeliebte Altern sollte Olivenöl verhindern. Es sei sozusagen ein „natürliches Antioxidant“, ist zu lesen. Und erst der Geschmack! Und das Lebensgefühl! Das geht runter wie Öl!

Mit ein bisschen Wasserdampf versuchte mancher Hersteller, sein Produkt zu verbessern, um das begehrte – weil preissteigernde – „nativ extra“ draufschreiben zu können. Ist natürlich verboten („unerlaubte Wärmebehandlung“). Doch einige Firmen halten sich nicht daran; Stiftung Warentest mahnte bei immerhin 7 von 26 getesteten Produkten.

Zu den wenigen „guten“ Ölen gehören übrigens wie immer nicht unbedingt nur die teuersten. Für den Testsieger „Olio Santini Extravergine Di Olivia Toscano“ (Vom Fass) muss man zwar tief in die Tasche greifen. Aber „gut“ ist auch noch das italienische Olivenöl von Lidl (Luccese Native Extra), die Marke Bancetto (Edeka) – und mit dem Füllhorn-Olivenöl von Rewe sogar ein Bio-Öl.

GUDRUN LUX