Skandalöses Grundwasser

UMWELT Laut NDR hat die Umweltbehörde über Grundwasser-Belastungen in Bremen-Nord nicht genügend informiert. Das Ressort weist die Vorwürfe zurück – die Belastungen seien lange bekannt

Die Umweltdeputation weiß seit November 2011 von der Belastung des Farger Grundwassers mit MTBE

Das Umweltressort weist Vorwürfe zurück, Grundwasser-Verunreinigungen im Bremer Norden zurückgehalten zu haben. Das NDR-Magazin Panorama 3 hatte am Dienstag berichtet, im Grundwasser in Farge und Rönnebeck Spuren der Chemikalie Methyltertiär-Butylether (MTBE) gefunden zu haben.

Zwar wurde die Bevölkerung bereits 2009 vor Belastungen des Grundwassers mit Benzol und aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) gewarnt, die aus dem örtlichen Bundeswehr-Tanklager in den Boden gelangt sein müssen. Panorama wirft der Umweltbehörde jedoch vor, seit 2011 auch von der MTBE-Belastung zu wissen und darüber nicht informiert zu haben.

MTBE kommt als Zusatzstoff zu bleifreiem Benzin erst seit Mitte der 1980er Jahre vor. Verweise des Umweltressorts auf Vorfälle aus den Zweiten Weltkrieg könnten daher nicht stimmen, so Panorama.

„Für die Beseitigung des Problems ist es unerheblich, wann es passiert ist“, sagte Brigitte Köhnlein, Sprecherin des Umweltsenators zur taz. Es gebe keine Hinweise, dass aktuell etwas überläuft. „Wir gehen von einer Altlast aus.“ Auch ein Vorfall in den 1980er Jahren sei eine der möglichen Ursachen. Die Behörde habe kein Interesse daran, dies auszuschließen. Für die Verunreinigung durch das Bundeswehr-Tanklager sei der Bund verantwortlich, er bezahle die Untersuchungen und die Beseitigung des Schadens. „MTBE ist kein harmloser Stoff“, so Köhnlein. Zusätzlich gewarnt worden sei die Bevölkerung jedoch nicht, weil dies bereits wegen des BTEX im Grundwasser geschehen sei. Es sei nichts verheimlicht worden.

Tatsächlich wurde der Umweltdeputation im November 2011 die Belastung des Farger Grundwassers durch MTBE mitgeteilt. In einem Bericht der Verwaltung heißt es, die „festgestellte MTBE-Belastung des Grundwassers geht räumlich teilweise über die Ausdehnung der BTEX-Belastung hinaus“. Für eine „Erweiterung des Anwohnerinformationsgebiets“ bestünde jedoch „keine Dringlichkeit“, weil MTBE vor allem in tieferen Lagen ausgemacht wurde und zudem sofort auffallen würde. JPB