Transatlantische Beziehungen

Angela Merkel verliert das Vertrauen in die USA und beschwört die Einheit Europas. Was steckt dahinter?

Wendepunkt Bierzelt

Echo Die Internationale Presse erregt sich über Merkels Worte zu den US-Beziehungen

BERLIN taz | Mit ihrer Aussage am Sonntag im Bierzelt hat Bundeskanzlerin Angela Merkel für weltweite Diskussionen gesorgt.

Die Washington Post läutet „ein neues Kapitel in den US–europäischen Beziehungen“ ein. Es sei ein „enormer Wandel in der politischen Rhetorik“ und ein „direktes Ergebnis von Trumps Worten und Taten“ und werde „die Möglichkeiten der USA, Aktionen und Entscheidungen zu beeinflussen, verringern.“

Auch die New York Times schätzen „Merkels starke verbale Reaktionen“ als erdbebenartige Erschütterung der Beziehungen ein. „Wenn die USA sich weniger gewillt zeigen, in Übersee zu intervenieren, wird sich Deutschland zu einer dominanten politischen Kraft in enger Partnerschaft mit Frankreich entwickeln.“

Der britische Guardian lobt die Kanzlerin als „Führerin der Freien Welt, als die sie nun zu bezeichnen ist“, und findet ihre Aussage eine „wahrhaft dramatische Aussage von einer Staatschefin, die nicht zum Drama neigt.“ Auch die italienische Zeitung Repubblica ist überrascht von der sonst zurückhaltenden CDU-Politikerin: „Merkel hat Tacheles geredet mit Blick auf das Benehmen des amerikanischen Präsidenten.“ Es seien „ungewöhnlich schonungslose Sätze für die christdemokratische Anführerin, die normalerweise dazu neigt, versöhnliche und mildere Töne anzuschlagen.“

Die belgische Zeitung De Tijd misst Merkels Aussage große Bedeutung bei. Sie sei „jemand, der einmal getroffene Entscheidungen nicht so leicht wieder ändert. Das Bierzelt in München könnte daher sehr wohl ein Wendepunkt in den transatlantischen Beziehungen sein.“

Via Twitter meldete sich Whistleblower Edward Snowden zu Wort. Mit den lapidaren Worten „Dies ist der Moment, in dem eine neue Ära definiert wird“, kommentiert er Merkels Aussage. Über 18.000 Follower stimmten dem Tweet zu. sny