„Mit Heilen ist da wenig“

AUSSTELLUNG BremerInnen beziehen Position zu personalisierter Medizin und Gendiagnostik

ist Professor für Humangenetik an der Uni Bremen Foto: Uni Bremen

taz: Herr Bullerdiek, bei der Ausstellung geht es um personalisierte Medizin. Was ist das?

Jörn Bullerdiek: Die umfasst genetische Untersuchungen, um Dispositionen für bestimmte Krankheiten zu erkennen. Es geht aber auch um individualisierte Behandlungen: Den Versuch, zu ermitteln, wie Medikamente vertragen werden und wie Erkrankungen verlaufen.

An der Uni bieten Sie genetische Beratungen an.

Die richten sich an Personen, die fürchten, dass es bei ihnen erblich bedingte Krankheiten gibt.

Ein Heilsversprechen?

Mit Heilen ist da wenig, es geht ja nur ums Feststellen.

Wie oft wird getestet?

In weniger als der Hälfte der Beratungen. Meist zeigt sich im Gespräch, dass es keinen Anlass gibt. Erweist ein Test ein sehr hohes Risiko, ist das eine schwierige Situation. Dann müssen wir auch psychosozial beraten.

Wo heute bei Einstellungen Bluttests gemacht werden, könnte der Gentest kommen...

Solche Probleme sind evident. Beim Abschluss privater Krankenversicherungen etwa darf man ein einschlägiges Testergebnis nicht verschweigen. Das kann über die Aufnahme entscheiden. Diese Praxis halte ich für problematisch.

Inwiefern?

Die Angst, eine Versicherung könnte einen nicht aufnehmen oder höher einstufen, kann Leute von einem Test abhalten – auch wenn das in ihrem Fall helfen könnte. Das war schon vor Jahren mein Horrorszenario und hat sich nun fast unbemerkt eingeschlichen. Das ist ein Punkt, über den man noch mal nachdenken sollte. Interview: AG

10 Uhr, Haus der Wissenschaft