Rainer Schäfer
Radikale Weine
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Winzergenossenschaftenhatten lange Zeit einen schlechten Ruf. Gehe es darum, Verantwortung zu übernehmen, ducke sich der Genosse gerne hinter den anderen weg, so hieß es. Und darunter leide die Qualität der Weine.

Eine derartige Vorstellung hatte auch Klaus Gasser von der Cantina Terlan – der ersten Südtiroler Genossenschaft, 1893 gegründet. „Ich wollte nur eine Ernte bleiben“, sagt der heute 49-Jährige, „Terlan kam mir zu angestaubt vor.“ Das war 1994, als Gasser als stellvertretender Kellermeister in Südtirol anheuerte.

Aber dann „probierte er den Keller durch“, in dem auch Weißweine der letzten 50 Jahrgänge lagerten. Die hatte der frühere Kellermeister heimlich zur Seite gelegt, um die Langlebigkeit der Terlaner Weine nachzuweisen. Klaus Gasser war begeistert und beschloss zu bleiben: „Große Weine definieren sich immer über Langlebigkeit, Komplexität und Seele“, sagt er, und diese Attribute fand er in Terlan vor.

Die Weinberge der Cantina liegen auf rötlichem Quarzporphyr, einem vulkanischen Gestein mit hohem Mineralgehalt, der die außergewöhnliche Stabilität der Weine unterstützt. 300 Sonnentage genießen die Terlaner durchschnittlich im Jahr, warme Tage und kühle Nächte sorgen für die perfekte Ausbildung von Aromen und eine elegante Reife.

„Für eine Genossenschaft besitzen wir ein einzigartiges Terroir“, sagt Klaus Gasser, der in der Cantina inzwischen zum Verkaufsdirektor aufgestiegen ist. Gemeinsam mit Kellermeister Rudi Kofler gibt Gasser die Richtung der Cantina vor, in der 140 Genossen 160 Hekt­ar Weinberge bewirtschaften. Jeder Winzer müsse strikte Vorgaben befolgen, sagt Gasser, „sonst fliegt er raus“.

Inzwischen gilt Terlan als Mustergenossenschaft in Südtirol und als eines der besten Weingüter Italiens. Die Weine sind in den besten Restaurants von Bozen bis Sizilien zu finden, ein Drittel wird ins Ausland exportiert. Wichtigster Wein der Cantina ist der Terlaner, eine Weißwein-Cuvée aus Weißburgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc, die schon seit 1893 erzeugt wird.

Der Terlaner wird im Edelstahl und großen Holzfass ausgebaut, er riecht nach Apfel, Pfirsich und Minze. Am Gaumen zeigt er sich stoffig, facettenreich und druckvoll. Eigenschaften, mit denen der Terlaner charmant Pasta, Spargel, Fisch und Risotto veredeln kann.

Terlaner 2016, Cantina Terlan, 12,90 Euro, Bezug über www.supe­riore.de