„Die zerreißen unsere Familie“

Als Kind „falscher Libanesen“ soll Izzettin Fidan in die Türkei, obwohl er einen Ausbildungsplatz hat

bremen taz ■ Statistisch gesehen ist Izzettin Fidan ein Glückskind. Der Einwanderersohn hat einen erweiterten Hauptschulabschluss und einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatroniker. Ein zukunftssicherer Job. Trotzdem steht Izzettins Zukunft auf wackeligen Füßen. Seit er am 24. September 18 Jahre alt wurde, droht ihm die Abschiebung. Bislang half der Protest von Lehrern, Sozialarbeitern und seinem Arbeitgeber in spe dagegen nicht.

„Ich schaue immer nach oben“, sagt der junge Mann mit den klaren Augen, für den seine Lehrer von der Gesamtschule West an die Ausländerbehörde schrieben: „Izzettin ist durch seine Zielstrebigkeit für viele seiner Mitschüler ein Vorbild an Zielstrebigkeit gewesen.“ Izzetin sagt: „Aber mit meiner Mutter geht es immer nach unten.“ Mit ihr soll er in die Türkei ausreisen. Am 18. Oktober sollen sie dafür die Pässe im Konsulat bekommen. „Die zerreißen unsere Familie“, sagt Izzettin. Denn der Vater darf als so genannter „Altfall“ in Bremen bleiben, weil die Familie schon 1988 einreiste und er Arbeit hat. Der ältere Bruder darf ebenfalls als Altfall bleiben, die Schwester ist hier verheiratet.

Izzettins Mutter allerdings, die eine Weile vom Vater getrennt lebte, soll mit Sohn Izzettin ausreisen. Das Bleiberecht des Vaters umfasst nicht den Familiennachzug. Izzettin selbst, der als sieben Monate altes Baby nach Deutschland kam, hat deshalb doppeltes Pech: Er ist außerdem für die Altfallregelung, die seinem Bruder half, zu spät geboren.

„Der Mann in der Ausländerbehörde hat mir gesagt, er dürfe nur nach dem Gesetz arbeiten“, sagt Izzetin. „Er muss also sein Herz bei der Arbeit abschalten.“ Izzettins funktioniert noch gut. Er empfindet seine Situation als ungerecht.

Sein zukünftiger Meister hält ihm immer noch den Ausbildungsplatz in der Werkstatt in Findorff frei. „Dieser junge Mann hat sich von allen abgehoben“, ist seine Meinung. Den will er haben. Daran hat sich auch nichts geändert, seit er von dessen Familiengeschichte erfuhr. Die kurdischen Eltern Izzettins, die sich in der Türkei einst als Bürger hatten registrieren lassen, gaben sich bei ihrer Einreise fälschlich als staatenlose Libanesen aus. Izzettin soll nun dafür zahlen. ede