Die Gesellschaftskritik
:

Waschbärbauch statt Sixpack: endlich akzeptiert? Foto: Beloved Shirts

Blankmachen

WAS SAGT UNS DAS? Badetextilien mit Aufdrucken nackter Körper erobern Selfies

In Sachen Freikörperkultur sind Facebook und Instagram ja bekanntlich verklemmt. Textillose Körper, insbesondere unbedeckte Brustwarzen, verbannen die sozialen Netzwerke umgehend von den Timelines. Doch in der Netzgemeinde regt sich Widerstand. Unter Hasthtags wie #FreeTheNipple oder #NippelStattHetze wehren sich schon seit Längerem User gegen die digitale Prüderie. Jetzt geistert ein neues kurioses Produkt durchs Internet und führt die fragwürdigen Facebook-Richtlinien vor: ein Badeanzug im Bierbauch-Look, inklusive Nippel und Brustbehaarung.

Den „Sexy Chest“-Badeanzug vertreibt ein US-Modelabel in seinem Onlineshop. Für knapp50 Dollar kann mensch den erwerben und mit auf sozialen Medien zugelassenen Selfies das Internet fluten. Spot aus, Neopren an. Das haarige Gewand gibt es in den Varianten „tan“und „dark“, mal mit, mal ohne Bauchmuskeln. So ganz konsequent ist der neue Nude-Look übrigens nicht, der Aufdruck endet brav auf Höhe der Lenden.

Auf der Instagram-Seite des Unternehmens führen sowohl Frau als auch Mann die Modelle vor. Untertitel, frei übersetzt: „Mein Sommerkörper ist fertig“ oder „Lass sie sagen ‚What the Fuck‘“. Über 1.000 Personen gefällt das.

Ein bisschen erinnert der Anzug damit an die sogenannten TaTa-Tops. Die mit Brustwarzen bedruckten Bikinioberteile sind seit einiger Zeit Symbol der „Free the nipple“-Kampagne.

Die textile Toleranz scheint zunächst ein tolles Zeichen gegen Gender­stereotype, Bodyshaming und Verklemmtheit zu sein. Diehaarigen Badeanzüge wirken originell und fort­schrittlich. Trotzdem darf nicht vergessen werden, worum es sich eigentlich handelt: Neopren gewordene Ersatzkörper; angezogen, um die Internetaufpasser nicht zu verstimmen.

Das ist das eigentlichSkurrile. Mit ihren Richtlinien haben es Facebook und Instagram geschafft, dass diese Substitute hergestellt und angezogen werden. Und gekauft – für gar nicht mal so geringe Summen. Auf einmal zahlen wir Geld für etwas, dass es doch eigentlich auch umsonst geben müsste: einen nackten Körper und Freiheit.

Kathrin Müller-Lancé