Sogar das Gebet fällt aus

Dementi Erdogan habe überhaupt nie einen Auftritt geplant, heißt es nun aus AKP-Kreisen

„Die Konsulate sind nicht Teil des Fremdterritoriums, auf dem sie sich befinden“

Refik Soğukoğlu, Sprecher des türkischen Botschafters in Deutschland

Hamburg taz | Dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan wird ein Auftritt vor seinen Anhängern während des G-20-Gipfels in Hamburg nicht gestattet. Zahlreiche türkischstämmige Erdoğan-Fans in Deutschland wandten sich nach dieser Nachricht an den UETD (Union Europäisch-Türkischer Demokraten) und äußerten ihren Missmut darüber, dass sie Erdoğan nicht treffen können.

Viele halten den UETD für den europäischen Arm von Erdoğans AKP und glauben, dass die Organisation es war, die eine Kundgebung vor Erdoğans Unterkunft während des Gipfels angemeldet hat. Vor dem „Sofitel“ wollten sich am Abend des ersten Gipfeltages, dem 7. Juli, bis zum folgenden Morgen AKP-Anhänger versammeln. Doch die Hamburger Innenbehörde verbot dies.

Im UETD gibt es Personen, denen die deutsch-türkischen Beziehungen wichtiger sind als Forderungen der türkischen Regierung. Ali Gök ist einer von diesen. Von der geplanten Kundgebung wisse er nichts. „Ich bin sehr überrascht. Ich erfahre das von Ihnen“, sagt er im Gespräch mit der taz. Er glaubt, dass die Information gefälscht sein könnte. Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei gingen derzeit durch eine schwere Phase, sagt er. „Wir wollen keinen Streit. Es wäre besser gewesen, wenn der Präsident eine Erlaubnis bekommen hätte, wenn es ein Einverständnis gegeben hätte. Wenn es die Erlaubnis aber nicht gibt, muss man das respektieren.“ Gök fürchtet sich vor Konfrontationen während des G-20-Gipfels: „Die Lage ist sehr unübersichtlich. Die Atmosphäre ist sehr angeheizt. Wer weiß, was passiert, wenn es zu einer Konfrontation mit den Gegnern kommt.“ Am Sonntag dann sagte Gülent Güven von der UETD der taz, dass Erdoğan nie einen offiziellen Antrag gestellt habe, am Rande des Gipfels in Deutschland öffentlich reden zu dürfen. Er werde nicht einmal das Freitagsgebet in einer Hamburger Moschee besuchen.

Dazu mag nicht ganz passen dass die türkische Botschaft in Berlin erklärte, dass Erdoğan überhaupt keine Erlaubnis von der Bundesrepublik brauche, um eine Veranstaltung in einem türkischen Konsulat abzuhalten. Refik Soğukoğlu, Pressesprecher des Botschafters, sagte der Rheinischen Post: „Die Konsulate sind offiziell nicht Teil des Fremdterritoriums, in dem sie sich befinden. Sie stehen lediglich unter dem Schutz des jeweiligen Gaststaates.“ Deshalb bedürfe es keiner gesonderten Erlaubnis, um an diesen Orten Veranstaltungen abzuhalten. Auch Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sprach vergangenen März vor dem Hamburger Konsulatsgebäude.

Ali Celikkan