Mit allen für eine bessere Welt

Global Citizen Das Konzert zum Gipfel bot tolle Musiker mit politischer Botschaft – und fragwürdige Gäste, die trotzdem Applaus bekamen

HAMBURG taz | Die Auswahl der Musiker war nicht überraschend: Herbert Grönemeyer mischt sich seit Jahren politisch ein und engagiert sich gegen den Hunger. Shakira ist als UN-Botschafterin aktiv. Beim großen Rockkonzert „Global ­Citizen“, das am Vorabend des G20-Gipfels in Hamburg stattfand, bekamen beide darum viel Beifall von den 11.000 ZuschauerInnen, für ihre Musik ebenso wie für ihre Statements.

Shakira forderte eine bessere Schulbildung weltweit, ­gerade auch für Mädchen. Grönemeyer verlangte von G20, endlich ­entschlossen gegen die Hungerkatastrophe im Sudan vorzugehen. „Lassen Sie niemanden vom G20-Gipfel nach Hause fahren, bis das not­wendige Geld beisammen ist“, rief er, adressiert an Kanzlerin Angela Merkel. Auch bei G20 sei es „Zeit, dass sich was dreht“.

Doch nicht nur Musikacts, zu denen auch noch Coldplay, Pharrell Williams, Ellie Goulding und Lena gehörten, traten auf und riefen zum Kampf gegen Armut auf – sondern auch jede Menge Prominenz aus Politik und Wirtschaft. Und hier war die Auswahl durchaus überraschend, denn manche gelten sonst bei globalisierungskritischen Events eher als Gegner denn als Verbündete.

Eröffnet wurde das Konzert von Bürgermeister Olaf Scholz, der wegen der harten Linie gegen Anti-G20-Proteste in der Kritik steht. Sigmar Gabriel, der als SPD-Wirtschaftsminister jede Menge deutsche Waffenexporte genehmigt hatte, durfte sich für einen Aufruf zu weltweiter Abrüstung bejubeln lassen. CSU-Gesundheitsminister Hermann Gröhe durfte seinen Kampf für weltweite Gesundheit präsentieren, ebenso wie der Pharmariese Johnson & Johnson, der zu den Sponsoren des Konzerts gehörte.

Und sogar der rechtskonservative argentinische Präsident Mauricio Macri, der für Wirtschaftliberalisierung und Gewerkschaftsfeindlichkeit steht und dessen Name in den Panama Papers im Zusammenhang mit Geschäften in Steueroasen auftaucht, wurde von den Veranstaltern als Redner eingeladen. Denn Argentinien ist der nächste G20-Gastgeber. Gedacht war das Konzert als Belohnung für Menschen, die sich in Ak­tio­nen der Global-Citizen-Kampagne engagiert hatten. Sie erhielten die Karten kostenlos; ein Teil wurde auch verkauft. Die Künstler traten ohne Gage auf, um das Anliegen zu unterstützen.

Malte Kreutzfeldt