KUNST

KunstKito Nedo schaut sich in Berlins Galerien um

Ist es wirklich schon über zehn Jahre her, dass die schwedische Künstlerin Nathalie Djurberg mit dem kleinen Animationsfilm „Tiger Licking Girl’s Butt“ das Publikum der 4. Berlin Biennale verzückte? Inzwischen werden die mit Knet- und Silikonfiguren im Stop-Motion-Verfahren produzierten Filme voller Sex und Gewalt von Djurberg und ihrem Partner Hans Berg (der alle Soundtracks beisteuert), in Museen und Kunstinstitutionen auf der ganzen Welt gezeigt. Die Berliner Dependance des Burda-Museums in Baden-Baden präsentiert in der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule eine Art Mini-Retrospektive aus Filmen, Objekten und Figuren des Künstler-Duos, das in Berlin lebt und arbeitet und emsig an einem stetig wachsenden, süßlich-schrecklichen Kunst-Universum arbeitet, in dem sich die Uhren scheinbar langsamer drehen (bis 30. 9., Do.–Sa. 12–18 Uhr, Auguststr. 11–13).

Eine andere Idee von Spiel umkreist die Ausstellung „Playing“, welche die österreichische Fotografin Rosa Rendl in der Galerie Gillmeier Rech eingerichtet hat. Die 1983 geborene Künstlerin experimentiert mit einer Form des Zeigens, bei welcher die einladende Geste zur näheren Betrachtung geschickt in die Gestaltung des Displays eingearbeitet wird. Dazu präsentiert sie Fotografien von Früchten in fünf mittelgroßen, verglasten und aus unterschiedlichen Hölzern gefertigten Schaukästen, an deren Seiten pro Kasten ein oder zwei knaufartige Kugeln befestigt sind – gerade so, als sei hinter den Bildern noch ein geheimnisvoller Mechanismus verborgen, den die Betrachter mit Ziehen oder Drehen in Bewegung setzen könnten. Dieses Spiel von Täuschung und Illusion findet sich auch in den Stillleben selbst wieder, welche die fotografierten Früchte aufgrund eines spiegelnden Untergrunds doppelt und teilweise verzerrt erscheinen lässt (bis 29. 7., Fr. u. Sa. 13–18 Uhr sowie nach Anmeldung, Körnerstr. 17).

Es empfiehlt sich, den Besuch von Margrét H. Blöndals Ausstellung bei Thomas Fischer auf einen sonnigen Tag zu legen, denn dann erst entfaltet sich das Zusammenspiel aus Licht, Raum und Blöndals filigranen Zeichnungen. Die Künstlerin hat jene mit Wasserfarben, Bleistift und Olivenöl aufs Papier gebracht. Das Öl bewirkt, dass sich die Motive, die teils an Alltägliches wie Grashalme oder Plastiktüten erinnern, teils lediglich an schlierige Formen, vom Zeichengrund zu erheben scheinen, wie sich auch das Papier bisweilen leicht im Rahmen wölbt. Alles ganz sacht, nur angedeutet. Den Prozess des Zusammenstellens einer Ausstellung hat Blöndal einmal mit dem Abstimmen eines Musikstücks verglichen. Wie das wohl klingen mag? (bis 5. 8., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 77­–­87)