Der Sommerpause zum Trotz

Dokumentarfilm Im Kieler Kommunalkino in der Pumpe findet von heute bis in den September der „DokFilm-Sommer“ statt

Einige Kommunalkinos wie etwa in Hannover machen in der Ferienzeit Sommerpause. Andere wie das City 46 in Bremen lassen seit ein paar Wochen ein Sparprogramm laufen. Das Kino in der Pumpe in Kiel lässt sich von der allgemeinen Ferienflaute nicht irritieren. Dort werden Dokumentarfilme der vergangenen Saison unter dem Titel „DokFilmSommer 2017“ präsentiert. 20 Filme werden bis in den September gezeigt, dazu kommt ein Programm mit sechs dokumentarischen Kurzfilmen aus Schweden.

Zwei Filme laufen jeweils um 18 Uhr und um 20. 30 Uhr, meistens eine Woche, mindestens aber drei Tage lang. Die Reihe beginnt heute mit „Life Animated“ von Roger R. Williams, der von einem Autisten erzählt, der sich seine Welt anhand von Walt Disneys Zeichentrickfilmen zusammenfügt. Nachdem seine Eltern dies erkannt haben, lernten sie auf der Ebene von Disneyhelden wie Mogli und Schneewitchen mit ihrem Kind zu kommunizieren und ihren Sohn so zumindest teilweise aus der Isolation zu befreien. Der Film ist ein Beweis dafür, dass Dokumentationen auch gutes, weil nicht verlogenes, Gefühlskino bieten können.

Der Bogen des Programms reicht von Künstlerbiografien wie „Whitney: Can I Be Me“ von Nick Broomfield über Whitney Houston bis zu politischen Arbeiten wie „Dialoge“ von Carmen Blazejewski über das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer, das sich in dem Dorf Jamel in Mecklenburg gegen eine das Ortsleben beherrschende rechtsradikale Szene behauptet. „Dil Leyla“ von Asli Özarslan erzählt von einer in Deutschland aufgewachsenen Kurdin, die mit 26 in die Türkei zurückkehrt, wo sie Bürgermeisterin eines Dorfes wird, in dem viele Kurden leben. Inzwischen lebt sie im Verborgenen, weil sie auf der Verhaftungsliste von Erdoğan steht.

Gezeigt werden außerdem gleich zwei Fotografen-Porträts: „Don’t Blink“ von Laura Israel über den Chronisten der Beat-Generation Robert Frank und „Robert Doisneau. Das Auge von Paris“ über den legendären Fotografen, der sich auf Straßenszenen spezialisiert hatte und mit seinem intimen, humanistischen Blick stilbildend war.

Mit „Wer war Hitler“ von H. Pölking gibt es auch eine monumentalen Film – zumindest was die Länge angeht. Der siebeneinhalbstündige Film besteht aus Archivmaterial und wird in drei Teilen gezeigt. Der Pressetext verspricht „ein Kaleidoskop aus Meinungen und Ansichten von Mitläufern, von Profiteuren und Mittätern, von Opfern und Gegnern“. Aus der Reihe fällt auch „Menschen am Sonntag“ aus dem Jahr 1930, ein Stummfilm über eine Gruppe junger Leute am Berliner Wannsee.HIP